Zur Spiritualität der Arbeit

Im Alten Testament, vor allem in den Psalmen, findet sich eine Fülle von Stellen, in denen die Schöpfung als ‘opus’ oder ‘opera Domini’ oder ‘Dei’ gepriesen wird... In der Regel des heiligen Benedikt spielt das ‘opus Dei’ als Gottesdienst eine herausragende Rolle. Wir sehen also, daß der Terminus als solcher eine Tradition hat, die so alt ist wie die Kirche und sogar im Alten Testament bereits beheimatet ist.

Im Alten Testament, vor allem in den Psalmen, findet sich eine Fülle von Stellen, in denen die Schöpfung als opus oder opera Domini oder Dei gepriesen wird. Paulus ermahnt im Zusammenhang mit der Frage, ob der Verzehr von Opferfleisch erlaubt sei, die Römer zur Rücksichtnahme auf das ängstliche Gewissen von Mitchristen und schreibt »noli propter escam destruere opus Dei«1 (zerstöre nicht um des Essens willen das Werk Gottes) und in seinem ersten Brief an die Korinther, sie sollten »abundantes in opere Domini«2 sein (tut euch allzeit hervor im Eifer für das Werk des Herrn). Gegen Ende dieses Briefes empfiehlt er seinen Mitstreiter für den Glauben der Fürsorge der Gläubigen von Korinth mit der Begründung, »opus enim Domini operatur, sicut et ego«3 (denn er arbeitet am Werk des Herrn, wie auch ich).

Die Apostelgeschichte berichtet uns von dem Rat Gamaliels im Hohen Rat, als dieser erwog, die Apostel zu bestrafen, da diese unentwegt fortführen, die Lehre Christi zu verbreiten, »discedite ab hominibus istis, et sinite illos: quoniam si est ex hominibus consilium hoc, aut opus, dissolvetur: si vero ex Deo est, non poteritis dissolvere illud«4 (steht ab von diesen Menschen und laßt sie in Ruhe; denn ist dieses Vorhaben oder Werk von Menschen, wird es zunichte werden; ist es aber von Gott, könnt ihr sie nicht vernichten).

In der Regel des heiligen Benedikt spielt das opus Dei als Gottesdienst eine herausragende Rolle. Wir sehen also, daß der Terminus als solcher eine Tradition hat, die so alt ist wie die Kirche und sogar im Alten Testament bereits beheimatet ist. Die Inhalte gilt es zu klären und zu verdeutlichen, was das Opus Dei mit diesem seinen Namen und mit seiner Spiritualität inhaltlich vermittelt, um zu sehen, ob der Name und die damit assoziierten Inhalte in der Kirche legitimiert sind. Dabei mögen eingeführte Wortbildungen wie cultus Dei (Gottesdienst), timor Dei (Gottesfurcht), amor Dei (Gottesliebe), laus Dei (Gotteslob) etc. hilfreich sein und vor Aufgeregtheiten und Unterstellungen bewahren.

1. Opus Dei und Arbeit

Josemaría Escrivá (1902–1975), der Gründer des Opus Dei, hatte nicht den Ehrgeiz, eine Theologie der Arbeit zu formulieren. Was er aber tat und mit allem Nachdruck betrieb, war seit 1928 mit der Gründung des Opus Dei eine Spiritualität der Arbeit zu lehren und nach Kräften lebendig werden zu lassen. Andere Theologen des vergangenen und dieses Jahrhunderts mögen in ihren Schriften und ihrem Wirken Großes geleistet haben, um die Welt der Arbeit als Herausforderung an die Verkündigung und die Pastoral sowie die Unentbehrlichkeit des organisierten Laienapostolates in den Vordergrund zu stellen, damit die Handwerker und Arbeiter sich nicht von der Kirche entfremden. Hier lagen die großen Verdienste von Adolf Kolping (1813–1965) und Joseph Kardinal Cardijn (1882–1967). Andere, wie z.B. Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811–1877), Marie-Dominique Chenu OP (1895–1990) und Josef Kardinal Höffner (1906–1987), rüttelten das öffentliche Gewissen wach oder gaben der Soziallehre der Kirche in ihrer Zeit neue Impulse, um die Gewissen für Fragen der Gerechtigkeit in der modernen Arbeitswelt zu schärfen. Keiner aber hat so deutlich wie Escrivá vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil formuliert, daß die Arbeit eine erlöste und erlösende Wirklichkeit und damit ein entscheidender Weg des Christen zu Gott ist.

Im Kapitel über die christliche Sinndeutung der Arbeit und des Berufes erwähnt Kardinal Höffner in seiner christlichen Gesellschaftslehre einen siebenfachen Sinn der Arbeit und des Berufes: 1. Die Arbeit als Notwendigkeit; 2. die Arbeit als Weg zur Selbstentfaltung des Menschen; 3. die Arbeit als Gestaltung und Bewältigung der Welt; 4. Arbeit und Beruf als Dienst; 5. die Arbeit als Buße; 6. die Arbeit als Sühne (nicht als Fluch nach dem Sündenfall, wie oft fehlgedeutet wird); 7. die Arbeit als Verherrlichung Gottes und Vorbereitung der einstigen »Freiheit der Kinder Gottes«. Unter diesem letzten Sinn erwähnt er, daß Arbeit Gottes Auftrag und Teilnahme an seinem Schöpfungswerk und zugleich heilsbezogen ist, »denn mit dem Menschen ist auch seine Arbeit erlöst«5. Der Gedanke der Teilhabe des Menschen am Schöpfungswerk durch die Arbeit wird deutlich artikuliert, allerdings fehlt der Gedanke, daß der Christ durch die Arbeit am Erlösungswerk teilhat oder teilhaben kann. Höffner bewegt sich zwar in der Nähe zu diesem Gedanken, wenn er sagt, mit dem Menschen sei auch seine Arbeit erlöst worden – es fehlt aber noch der entscheidende Schritt, nämlich der zu der Feststellung, daß Arbeit nicht nur Gegenstand von Erlösung ist, sondern auch aktives Betätigungsfeld des Christen für die Mitwirkung am Erlösungswerk. So wie der Mensch selbst nicht nur passiv zur Erlösung durch Christus berufen, sondern zur aktiven Teilhabe an ihr berufen ist, so ist eben auch die Arbeit als einer der zentralen Lebensbereiche menschlicher Existenz nicht nur erlösungsfähig in dem Sinne, daß sie bzw. der Mensch in ihr erlöst werden kann, sondern auch in dem Sinne, daß der Mensch durch sie erlösend wirken kann – wobei nicht nur die Erlösung des je einzelnen in seiner Arbeit gemeint ist, sondern auch die Erlösung anderer durch seine Arbeit. Technisch ausgedrückt: Arbeit ist nicht nur passiv erlösungsfähig, sondern auch aktiv und transitiv erlösungsrelevant.

Josemaría Escrivá, der Gründer des Opus Dei, schrieb bereits in einem Brief vom 24. März 1930, also etwa 18 Monate nach der Gründung des Opus Dei, über den Zusammenhang zwischen Arbeit, Abtötung und Heiligung: »Es gibt keine Heiligkeit ohne Kreuz, ohne Abtötung. Und am leichtesten finden wir die Abtötung in den alltäglichen gewöhnlichen Dingen: in der intensiven Arbeit, stetig und geordnet, denn wir wissen, daß der beste Abtötungsgeist in der Beharrlichkeit liegt, mit der wir die begonnene Arbeit mit Vollkommenheit zu Ende führen; in der Pünktlichkeit, indem wir die Minuten heldenhaft jeden Tag ausnützen; in der Pflege der Dinge, die wir besitzen und benutzen; in dem Wunsch, zu dienen, der uns dahin führt, mit Genauigkeit auch die kleinsten Pflichten gut zu erfüllen; in den Aufmerksamkeiten der Liebe, um allen den Weg der Heiligkeit in der Welt liebenswerter zu machen: ein Lächeln kann manchmal das beste Zeichen unseres Bußgeistes sein.«6 Dieses Thema sollte seine Verkündigung in den nächsten 45 Jahren bis zu seinem Tod wie ein roter Faden durchziehen, handelte es sich doch um einen zentralen Gedanken in der Spiritualität des Opus Dei, in welchem gewöhnliche Christen einen Weg finden sollten, die berufliche Arbeit und die gewöhnlichen Pflichten des christlichen Alltags zu heiligen. Bereits in der 1934 erstmals publizierten Aphorismensammlung, die später unter dem Titel »Der Weg« weltweit bekannt wurde, werden der Beruf als Ort der Begegnung mit Gott, die Arbeit als Gebet, das berufliche Apostolat, die Heiligung in der Erfüllung der kleinen und gewöhnlichen Pflichten zum basso continuo. Einer dieser Aphorismen lautet: »Du bemühst dich nur, deine Bildung zu erweitern. – Deine Seele sollst du erweitern. – Dann erst arbeitest du richtig, für Christus. Wenn er in der Welt herrschen soll, braucht er Menschen, die sich, mit dem Blick nach oben, vorbildlich allen menschlichen Tätigkeiten widmen und dort still und wirksam ein Apostolat des Berufes ausüben.«7 Am 15. Oktober 1948 schrieb Escrivá: »All das – eure Berufung im Beruf – müßt ihr bewahren, denn es gehört zu eurem Ruf zur Heiligkeit. Die natürliche Berufung ist ein Teil – und ein wichtiger Teil – unserer göttlichen Berufung.«8

Eine Schlüsselstelle findet sich in Escrivás Interview mit der New York Times von 1966: »Alle Menschen ohne Ausnahme ruft Christus auf, vollkommen zu sein, wie ihr himmlischer Vater vollkommen ist (Mt 5, 48). Heiligwerden bedeutet für die überwiegende Mehrzahl der Menschen, ihre eigene Arbeit zu heiligen, sich in dieser Arbeit selbst zu heiligen und die anderen durch die Arbeit zu heiligen, damit sie täglich auf dem Weg ihres Lebens Gott begegnen.«9 In einem 1967 veröffentlichten Interview wurde Escrivá auf die Bedeutung dieser von ihm so oft wiederholten dreifachen Dimension der Berufung der Laien in der Kirche angesprochen und antwortete: »Seit vierzig Jahren wiederhole ich ständig, daß ein Christ jede rechtschaffene menschliche Arbeit, ganz gleich ob sie nun intellektueller oder handwerklicher Art ist, mit der größtmöglichen Vollkommenheit verrichten sollte: mit menschlicher Vollkommenheit, das heißt mit beruflichem Sachverstand, und mit christlicher Vollkommenheit, das heißt aus Liebe zum Willen Gottes und in der Bereitschaft, den Mitmenschen zu dienen. Denn wenn sie so verrichtet wird, dann trägt diese menschliche Arbeit, mag sie auch noch so niedrig und unbedeutend erscheinen, dazu bei, die zeitlichen Gegebenheiten in christlicher Weise zu gestalten, das heißt ihre übernatürliche Dimension zu offenbaren. Die Arbeit wird so aufgenommen und einverleibt in das wunderbare Werk der Schöpfung und der Erlösung; sie wird zur übernatürlichen Ebene der Gnade emporgehoben, wird geheiligt und verwandelt sich in Werk Gottes, in operatio Dei, in opus Dei.«10 Dies ist eine Entfaltung dessen, was Escrivá schon früh den Menschen um sich herum weiterzugeben versuchte. Am 19. März 1934 hatte er geschrieben: »Die berufliche Arbeit mit dem asketischen Kampf und der Beschaulichkeit verbinden erscheint unmöglich, aber das ist notwendig, um die Welt mit Gott zu versöhnen und um die gewöhnliche Arbeit in ein Mittel der persönlichen Heiligkeit und des Apostolates zu verwandeln.«11 Und am 14. Februar 1950: »Wir sind überzeugt davon, daß der Mensch geschaffen ist, ut operaretur (Gen 2,15), damit er arbeite, und wissen, daß in übernatürlicher wie natürlicher Hinsicht die gewöhnliche Arbeit der Dreh- und Angelpunkt unserer Heiligkeit und das geeignete Mittel ist, damit wir Christus in uns tragen und allen Gutes tun.«12

Escrivá sprach verschiedentlich davon, nach der Spiritualität des Opus Dei empfehle er, daß die Gläubigen, die an der heiligen Messe teilnehmen, bei der Opferung im Geiste ihren ganzen Tag mit seinen Mühen und Sorgen, aber auch mit aller Freude und allen Überraschungen im Geiste mit auf die Patene legen und mit dem Priester darbringen: so könnten sie aus ihrem ganzen Tag eine einzige Feier der heiligen Messe machen. »Lege ein übernatürliches Motiv in deine alltägliche Berufsarbeit, und du hast deine Arbeit geheiligt.«13 Dies ist eines der möglichen Beispiele, wie wir Christen in befreiender Weise wirklich ernst damit machen können, unser Leben in allen seinen Dimensionen, und vor allem in seinen anscheinend unbedeutenden Kleinigkeiten zu »verübernatürlichen«, d.h. ihnen einen Sinn zu geben, der zwar ihren rein natürlichen Charakter nicht leugnet oder verändert, aber über seinen unmittelbaren Inhalt und seine Beschränktheit hinaus symbolhaft eine Mitwirkung am Erhabensten ermöglicht, was sich unsere Phantasie überhaupt einfallen lassen kann: ernstgenommene Mitwirkung des Menschen am Erlösungswerk Gottes für die Menschen.

2. Das Zweite Vatikanische Konzil und Johannes Paul II.

Mir ist nicht bekannt, daß irgendein Theologe oder das Lehramt so früh und so deutlich wie Escrivá diese positive Rolle der Arbeit in der Nachfolge Christi, d.h. in der »Heiligung« hervorgehoben hätte. Dies geschah allerdings mit aller Deutlichkeit im Jahre 1965 durch das II. Vatikanische Konzil in seiner Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, Nr. 67, wo feierlich erklärt wird: »Durch seine Arbeit erhält der Mensch sein und der Seinigen Leben, tritt in tätigen Verbund mit seinen Brüdern und dient ihnen, so kann er praktische Nächstenliebe üben und seinen Beitrag zur Vollendung des Schöpferwerkes Gottes erbringen. Ja, wir halten fest: Durch seine Gott dargebrachte Arbeit verbindet sich der Mensch mit dem Erlösungswerk Jesu Christi selbst, der, indem er in Nazareth mit eigenen Händen arbeitete, der Arbeit eine einzigartige Würde verliehen hat.«

Johannes Paul II. hat vor allem in der Enzyklika Laborem Exercens 1981 der Arbeit eine Bedeutung in der Erlösungsordnung zugewiesen. Diese Lehre hat er bei zahllosen Gelegenheiten, insbesondere bei seinen Begegnungen mit Arbeitern und Bauern auf seinen Pastoralreisen in alle Welt, bekräftigt und in Variationen wiederholt. Vor Arbeitern in Concepción (Chile) wiederholte der Papst 1987 den Gedanken, daß die Würde der menschlichen Arbeit ihre volle Anerkennung erst im Licht der Geheimnisse von Schöpfung und Erlösung erhält und daß das Leben Jesu von Nazareth uns die Grundlage zu einer Sicht der Arbeitswelt gibt, »die der Arbeit jene Bedeutung zuerkennt, die sie in den Augen Gottes hat«. Es geht in diesem Zusammenhang nicht um die äußere Organisation der Arbeit, sondern vor allem um »ihre innere Umwandlung, damit sie als tägliche Aufgabe in ihrem vollen Sinn erfüllt wird, das heißt im Einklang mit der Bedeutung, die sie letztlich im göttlichen Heilsplan für den Menschen und das Universum hat«14. Lothar Roos spricht in diesem Zusammenhang von einer quasi-sakramentalen Sicht der Arbeit.15 Dieser Gedanke an den quasi-sakramentalen Charakter der Arbeit erinnert an die Worte der Liturgie zur Gabenbereitung bei der Eucharistiefeier, mit denen das Brot dargebracht wird: »Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Wir bringen dieses Brot vor dein Angesicht, damit es uns das Brot des Lebens werde.« Die Frucht der Arbeit wirkt nicht die sakramentale Umwandlung, ist aber von Gott als ihre Voraussetzung gewollt, wie auch die Arbeit derjenigen, die auf der Hochzeit zu Kanaa die Krüge mit Wasser füllten, sicher nicht das Wunder Christi bewirkten. Das Wunder, Wasser in Wein zu verwandeln, hat Christus allein gewirkt. Er wollte aber – obwohl dies völlig »überflüssig« war – dieses Wunder nicht »ex nihilo« wirken, sondern der menschlichen Arbeit ihren Platz in diesem Wirken einräumen. Allmacht Gottes und freies Tun des Menschen durchwirken ja nicht nur in dieser Frage das Heilsgeschehen.

Johannes Paul II. hat den Gedanken, den er bereits 1981 in Laborem Exercens entfaltete, 1987 auf seiner dritten Pastoralreise in sein Vaterland weiter konkretisiert und gerade in einer Predigt vor Werktätigen in Danzig, als er des großen Erbes der »Solidarnosc« gedachte, den Zusammenhang zwischen Arbeit, Eucharistie und Erlösung in Erinnerung an die Ereignisse in den Werften von Danzig vor wenigen Jahren formuliert: »An verschiedenen Stellen hat man sich gewundert, daß etwas so sein kann. Daß ein Band besteht zwischen der Welt der Arbeit und dem Kreuz Christi, daß ein Band besteht zwischen der menschlichen Arbeit und der heiligen Messe: dem Opfer Christi ... Arbeit und Christus? Arbeit und Eucharistie? Und dennoch ist es hier so gewesen! Und mit Recht! ... In jede heilige Messe, in das Opfer Christi, das Opfer unserer Erlösung geht die Frucht menschlicher Arbeit, jeglicher menschlichen Arbeit, ein. Brot ist der zusammenfassende Ausdruck dafür – und auch Wein: jeden Tag schreibt sich die menschliche Arbeit in die Eucharistie ein: in das Sakrament unserer Erlösung und in das ›große Geheimnis unseres Glaubens‹. Alltäglich, an so vielen Stellen der Erde eröffnen sich der menschlichen Arbeit göttliche Perspektiven.«16 Vor Landarbeitern in Argentinien sprach er im Zusammenhang damit, daß Brot und Wein, die wir in der Eucharistie Gott darbringen, sich in den Leib und das Blut Jesu verwandeln, von einer »Befreiungstheologie der Arbeit«17.

Wenn auch die »Würde der Arbeit« oder die »Würde des Arbeiters« als Formulierungen so nicht in den früheren Sozialenzykliken und den einschlägigen Texten des II. Vatikanums vorkommen, so kann doch Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Centesimus Annus von 1991 zu Recht erklären, daß die Würde des Arbeiters und die Würde der Arbeit der Schlüssel zum Verständnis von Rerum Novarum ist.18 Auffallend ist allerdings, daß vor 1965, also vor der Verabschiedung von Gaudium et spes durch das Konzil, diese Würde, meist unter Berufung auf den Schöpfungsbericht im ersten Kapitel der Genesis, nur daran festgemacht wird, daß der Mensch durch seine Arbeit das Werk des Schöpfers weiterentwickle.19 Einen ausdrücklichen Bezug auf die soteriologische Bedeutung der Arbeit in der Erlösungsordnung stellt erst Gaudium et spes her.

3. Ernstgenommene Inkarnation

Trotz dieser seit dem letzten Konzil anerkannten Lehre wird im LThK aus dem Jahre 1993 noch die These vertreten, die Arbeit besitze »aus sich selbst keine soteriologische Funktion«20. Es hat den Anschein, als seien das Zweite Vatikanum und das Lehrschreiben Johannes Pauls II. sowie seine ständig wiederholte Lehre in diesem Punkt zwar hinsichtlich der Bewertung der menschlichen Arbeit als Teilhabe am Schöpfungswerk (LE 25), nicht jedoch hinsichtlich ihrer Bewertung als Teilhabe am Erlösungswerk (LE 27) bereits rezipiert.

Wenn Theologen der Arbeit und somit dem Alltag der Christen in der Welt »keine Funktion« zubilligen, dann brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn das Bezeugen, Verkünden und Vermitteln der Erlösung so angestrengt und wirkungslos bleibt und das Sich-Verschenken Gottes in Jesus Christus durch den Heiligen Geist kaum oder gar nicht mehr als Glück und Heil, als Befreiung und Erlösung wahrgenommen und erfahren werden.21 Denn eine Theologie und die ihr folgende Verkündigung, die den Christen in der Welt in ihrem Glaubensvollzug keine konkreten Wege aufweist, wie sie in ihrer Arbeit und durch sie Erlösung erfahren und an andere weitergeben können, nimmt sich selbst den konkretesten Anhaltspunkt für kontextuelle Verkündigung. Es bleibt ihr kaum eine Alternative, als in einem bestimmten Moralismus den Menschen die Gebote nahezulegen, was dann freilich nur dazu führen kann, daß Glaubensvollzug als lebensfremd und einengend empfunden wird. Wer den Menschen nur einen Arbeitsbegriff läßt, der bezüglich der Erlösung sinnentleert ist, darf sich nicht wundern, wenn dieser Glaube freudlos wird. Erlösung im biblischen Sinne ist zwar ausschließlich Sache Gottes, sie kann auch im Neuen Testament nicht durch menschliche Anstrengung herbeigeführt werden und ist immer reines Geschenk Gottes (vgl. Mt 6,10; Lk 12,32; 22,29), aber im Gegensatz zum Alten Testament ist der Mensch durch die Inkarnation in allen Dimensionen seiner Existenz erlöst. Die alten Theologen sprachen von der Vergöttlichung des Menschen durch die Inkarnation, und im Gegensatz zur Gnosis hat die Kirche nie das »Fleisch« für heilsunfähig gehalten.

Es besteht die Gefahr, daß die Leugnung einer »soteriologischen Funktion« für die Arbeit die landläufig unter Christen in der Welt anzutreffende Einstellung, ihnen bliebe nichts anderes übrig, als sich trotz ihrer Arbeit im beruflichen Alltag und in der Familie darum zu bemühen, ein christliches Leben zu führen, verlängert und untermauert und somit die erfahrene Kluft zwischen Welt und Glaube, Alltag und Kirche verfestigt. Dagegen setze ich die Hoffnung darauf, daß sich Christen unserer Zeit die Botschaft vermitteln läßt, daß sie nicht trotz, sondern gerade in ihrer Arbeit und durch ihre Arbeit ihren Weg der Heiligung finden und gehen können. Darin liegt meines Erachtens nicht nur eine ungeheure Herausforderung und Chance für eine lebensnahe und weltoffene Verkündigung, sondern auch die Überwindung der trostlosen Erfahrung, Kirche und Glaube müßten ausschließlich als lästige und ungebetene Störung im eigenen Berufsalltag auftreten, in dem man es ohnehin schwer genug habe.

Heiligung ist immer verstanden worden als »subjektive« Erlösung, die darin besteht, daß der Mensch sich hineinnehmen läßt in die Hingabe Jesu in seinem Leben und Sterben als die »objektive« Erlösung, so daß er nicht mehr der »homo in se incurvatus« ist. An welchem Ort im Leben soll sich Heiligung als »subjektive« Erlösung abspielen, wenn das weite Feld der Arbeit als insignifikant ausgeschaltet wird? Was hat Jesus in den ersten dreißig Jahren seines Erdenlebens getan, wenn die Arbeit nicht soteriologische Relevanz hat? Hat er die Zeit vergeudet? Hat er in dem Lebensabschnitt, den Johannes Paul II. das Evangelium der Arbeit nennt, eine falsche Spur gelegt? Arbeit der Menschen ist nicht nur mit Selbstverwirklichung und Selbstfindung gepaarte Weltgestaltung. Sie ist ebensowenig nur qualvolles Joch und öde Entfremdung. Wer sie aber ausdrücklich des Sinnes hinsichtlich der Erlösung und der Miterlösung entkleidet, macht die Welt bewußt oder unbewußt wieder zum Tal der Tränen, in dem letztlich nichts Sinn macht. Der Alltag wird nur noch der Ort, an dem man sich an den Dekalog und die Gebote der Kirche zu halten hat. Inhaltlich ist er bedeutungslos, wenn nicht gar hinderlich; die auf dem II. Vatikanum anerkannte Eigengesetzlichkeit und »richtige Autonomie der irdischen Wirklichkeiten«22 wird heilsgeschichtlich irrelevant. Der Auftrag der einzelnen Christen zur Heiligung wird substanzlos vor dem Hintergrund ihrer konkreten Lebenssituation, die weitestgehend von Familie und Beruf geprägt ist und sein muß, weit mehr jedenfalls als von einem imaginären Leben in der »Gemeinde« oder im Verband.

Wir sollten uns nicht scheuen, Gottes Menschwerdung ernstzunehmen. Der Schoß Mariens, die Krippe und die Windeln, die dreißig Jahre verborgenen Lebens, Durst und Erschöpfung und die offene Seite Jesu am Kreuz sind ja nicht eindringliche Metaphern, sondern Ausdruck einer authentischen und realen Menschlichkeit, die nichts außer der Sünde aussparte. Gott wurde Mensch, aus Liebe zu uns und um uns zu erlösen. Dies ist für viele ein Skandal, für andere eine Torheit. Passen wir auf, daß wir nicht, nur weil es auch uns Mühe bereitet, diese Wirklichkeit bis zur Neige zu begreifen und uns anzueignen, Gott aus uneingestandener manichäistischer Überheblichkeit vorwerfen, er habe bei der Wahl ausgerechnet dieses Weges für die Erlösung der Menschen einen Fehlgriff getan und sich auf eine Ebene begeben, die seiner eigentlich unwürdig sei. Unserem Dünkel mag es widerstreben, wenn er nicht aus erhabenen Sphären und mit spektakulären Effekten verbunden unser Heil wirkt, sondern sich rückhaltlos ganz auf unsere menschliche Existenz einläßt und auch vor deren leiblicher Dimension nicht zurückschreckt. In dem Maße, in welchem er von seiner Seite aus alle noch so belanglos erscheinenden Aspekte der conditio humana für sich akzeptiert hat, dürfen wir getrost davon ausgehen, daß wir ihm auch in diesen banalen, erdnahen, profanen und wahrlich unspektakulären Aspekten unserer Existenz begegnen können. Und zu all diesem gehört die Welt der Arbeit und der Familie – ausnahmslos, und nicht nur dann, wenn säkulare Kriterien uns in einsame Höhen von Olympiasiegern, Laureaten von Nobelpreisen oder Empfängern irgendwelcher Orden und Auszeichnungen bringen.

Wenn Verkündigung und Theologie vielleicht Jahrhunderte lang die Arbeit übersehen haben, mag das ein bedauerliches Versäumnis sein. Wenn aber am Ende des 20. Jahrhunderts nach allen Sozialenzykliken und dem Zweiten Vatikanum Theologie ausdrücklich bestreitet, daß der Arbeit im Heilsgeschehen und Erlösungswerk eine »Funktion« zukomme, so ist das sehr befremdlich. Allerdings darf es dann nicht überraschen, wenn dieser Theologie auch nichts zu der Frage einfällt, warum für die Menschen in der Welt die Kirche anscheinend keine Antwortet mehr zu bieten hat auf die heutigen Erlösungssehnsüchte. Wenn diese Theologie und eine von ihr geprägte Verkündigung den Menschen, die arbeiten müssen und für die die Zeit der Arbeit den größten Teil ihres wachen Daseins ausmacht, nur zu sagen hat, alles was mit der Arbeit zusammenhänge, sei für sie als Christen soteriologisch irrelevant, dann bleibt eben nur noch übrig, daß Kirche und auf diese Weise verkündeter Glaube sich selbst aus dem Leben der Menschen ausklammern. Was der Kirche dann in diesem Raum, der vom Inhalt her angeblich irrelevant ist, nur noch bleibt, ist, dafür zu sorgen, daß die Zehn Gebote und die kirchlichen Gebote gehalten werden. Kirche und Glaube sind somit ins Abseits manövriert. Die Kirche kann nur noch repressiv und verbietend auftreten, moralisierend und mit erhobenem Zeigefinger. Das ist weder für die Verkünder noch für die so Angesprochenen attraktiv und erinnert in fataler Weise an das warnende Diktum von Helmut Schmidt, das er in den siebziger Jahren im Zusammenhang mit der Grundwertediskussion von sich gab, die Theologen sollten die Menschen nicht aus der Kirche hinauspredigen.

Ganz anders sind die Möglichkeiten einer Verkündigung, wenn sie den Menschen positive und konstruktive Impulse in ihrem Alltagsleben von Beruf, Familie und Arbeit zu geben vermag, ihnen Freude an der Arbeit gibt, die auch für die Heiligung von Bedeutung ist. Dazu ist eine Theologie in der Lage, die den Menschen die uneingeschränkte Würde der menschlichen Arbeit näherbringt und ihnen den Blick dafür öffnet, daß sie in der Arbeit bei aller Mühe, Trostlosigkeit und Eintönigkeit etc. eine Realität vor sich haben, die Gott ihnen anvertraut hat, damit sie ihm näherkommen können. Eine solche Verkündigung läuft zwar möglicherweise Gefahr einer vereinfachenden Karikatur, nach der die Arbeit romantisch verklärt ausschließlich und uneingeschränkt der Selbstentfaltung und der unangefochtenen Selbstvervollkommnung in einer heilen Welt dient. Dieses Risiko muß aber nicht zwangsläufig auftauchen – genausowenig wie die traditionelle Verkündigung nur im Tal der Tränen enden muß, in dem die Arbeit nur mit Mühe, Enttäuschung, Ausbeutung und ökologischen Schäden gleichgesetzt wird. Keine Theologie, die von Sündenfall und Gnade weiß, muß zu Arbeitsverdrossenheit, Technologiefeindlichkeit und Weltverachtung führen, wie auch andererseits nicht eine verklärte Arbeitswelt, naive Fortschrittsgläubigkeit und Weltverliebtheit die Kinder einer Theologie sein müssen, die der Heiligung der Arbeit Raum läßt. Es ist aber nicht zu übersehen, daß die Theologie eine gewisse Grundstimmung bezüglich der Welt und der Arbeit begünstigen oder untermauern kann.

4. Heiligung für jedermann

Der Schweiß und nicht der Weihrauch ist der gewöhnliche Duft der Heiligkeit. Verabschieden wir uns von lebensfremden Trugbildern, die das Ziel so weltentrückt darstellen, daß wir uns in unserer banalen Realität immer exkulpiert fühlen dürfen, wenn wir diesem Ideal nicht nachjagen. Gottesdienst ist nicht nur die mehr oder weniger gelungene Ausnahmesituation im sakralen Raum mit liturgischen Handlungen, Orgel und festen Formen. Gottesdienst – opus Dei – ist zunächst einmal die Hinordnung des Menschen in der Welt auf Gott; die Erhöhung seines alltäglichen Tuns durch einen Sinn, den er ihm nicht selber geben kann, den er aber dank Inkarnation und Erlösung Jesu Christi in sein Leben aufnehmen und anderen erschließen kann. Die Dreifaltigkeit trägt uns in Schöpfung, Erlösung und Heiligung. Sie nimmt in uns Wohnung und nimmt uns durch die Gnade in ihr Innenleben hinein.

Und das in aller Normalität, ohne Elevationen und extraterrestrische Anwandlungen. Diese mögen einigen wenigen vorbehalten sein, dann soll sich das kirchliche Amt damit auseinandersetzen. Wir – die große Menge, alles andere als die massa damnata – bleiben als Christen erdverbunden und haben doch den Himmel zum Ziel – greifbar nahe, aber nicht ohne Mühe zu erreichen. Kirche hat nichts mit einer Lotterie zu tun. Es geht nicht um einen kleinen Einsatz mit der Hoffnung auf das große Los, das aber nur ganz wenigen beschieden sein kann, sondern um das große Los, das jedem versprochen ist, der sich von Gott beschenken und an sich ziehen läßt und dabei auch die Mühe nicht scheut.

Die Kirchengeschichte hat Päpste aufzuweisen, die ehemalige Sklaven waren oder zur Zwangsarbeit in Bergwerken und damit praktisch zum Tode verurteilt wurden. Johannes Paul II. ist jedoch der erste Nachfolger Petri, der als Industriearbeiter die Arbeit kennengelernt hat. Diese persönliche Erfahrung dringt immer wieder durch, wenn er bei seinen Pastoralreisen vor Bauern und Arbeitern spricht. Er weiß, wovon er spricht. Er kennt die Welt der Arbeit aus eigener Anschauung, greift nicht auf angelesenes Buchwissen zurück. So steht, wenn er das Thema Arbeit berührt, immer wieder die soziale Dimension der Arbeit im Vordergrund: Arbeit und Familie, Ausbeutung und Entfremdung, das Drama der Arbeitslosigkeit, die internationale soziale Frage, der gerechte Lohn, die Wanderarbeiter, die Sonntagsruhe etc. Und positiv weiß er den Sinn der Arbeit in seiner allgemein menschlichen Dimension zu würdigen: der Lebensunterhalt, die Humanisierung der Erde, der Fortschritt für die Angehörigen, das Volk und die ganze Menschheit, die Arbeit als Dienst für andere, Selbstverwirklichung und in Anlehnung an Gen 1, 28 die Gottebenbildlichkeit. »Der Mensch arbeitet, weil er Gott ähnlich ist.« Aber neben allen diesen Aspekten betont er wie kein Papst vor ihm die Arbeit als erlöste und erlösende Wirklichkeit aufgrund des »Evangeliums der Arbeit« durch die dreißig Jahre des verborgenen Lebens Jesu in Nazareth. Indem Johannes Paul II. die vom Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgehobene soteriologische Dimension der Arbeit vertieft und betont, übersieht oder vernachlässigt er keinesfalls die anthropologische, ökonomische, ethische und soziale Dimension der menschlichen Arbeit.

Auch zweitausend Jahre Christentum haben uns in Europa noch nicht gegenüber vorchristlichen antiken Vorstellungen über die Arbeit immunisiert, nach denen die auf Lebensunterhalt gerichtete Arbeit den Menschen schändet und erniedrigt und die Handarbeit gar Sklavensache ist. Wer die Sagen des klassischen Altertums nach Gustav Schwab liest, wird den überwältigenden Eindruck nicht los, daß Helden und Halbgötter sich nur in übermenschlichen Heldentaten erweisen konnten, die ein entsprechendes – eben übermenschliches – Maß an Kraft, Mut und Witz voraussetzten – einem normalen Sterblichen nicht zugänglich. Zwar konnte ein »göttlicher Sauhirt« in seiner Treue zu höchster Achtung aufsteigen, weil er seinem Herrn Odysseus in zehn Jahren Trojanischem Krieg und zehn weiteren Jahren Irrfahrten ergeben blieb, aber er blieb dabei, was er immer war: nur ein gemeiner Mann und bestenfalls geeignet als erbauliche Nebenfigur. Den wirklichen Helden obliegt es, Ungeheuer zu besiegen, Drachen zu töten, Götter zu überlisten, Löwen mit bloßen Händen zu erwürgen, allein gegen ganze Räuberbanden oder gegen eine zahlenmäßig überlegene Kriegsmacht siegreich zu bleiben.

Als Gegenprogramm, aber auch zur Warnung vor verunehrendem Abgleiten aus solchen Sphären, verirrt sich der tapferste aller Heroen, nämlich Herakles, anläßlich eines dreijährigen Sklavendienstes bei Omphale, der Königin Lydiens in Asien, in geistige Umnachtung und spinnt, in Weibertracht gekleidet, Wolle am Spinnrocken. Doch, den Göttern sei Dank, befreit er sich aus diesen unwürdigen weibischen Gewohnheiten und kehrt wieder zu den krafterfüllten Heldenentschlüssen zurück, die eines Sohnes des Zeus würdig sind.

Könnte es sein, daß wir auch bei Heiligenbiographien einiges an derartigen Erwartungshaltungen bis auf unsere Zeiten herübergerettet haben und das völlig Unmögliche von unserem »Helden« oder »Heiligen« erwarten, zu unserem Trost und zu unserer psychologischen Entlastung? Es läßt sich ja leicht und unbeschwert einem entrückten Ideal oder Idol schwärmerische Verehrung zollen, wenn mit dieser Verehrung das beruhigende Gefühl verbunden ist, man sei selber ja in seiner Durchschnittsexistenz dagegen gefeit, sich auch nur annähernd ähnlichen Normen und Erwartungen auszusetzen. Man will ja nicht größenwahnsinnig sein. Heiligkeit, an der wir uns nicht die Finger verbrennen: Ideale, die so hehr und weltentrückt sind, daß sie uns nicht tangieren oder gar in unserer spießbürgerlichen Selbstzufriedenheit und biedermeierschen Bravheit aufschrecken könnten, sind doch ein guter Trost. Wir wissen angeblich, was das christliche Vollkommenheitsideal ist, und haben es gleichzeitig und geschickterweise so hochgeschraubt und verklärt, daß es nur noch als Ammenmärchen wirkt. Und wenn die einen sich lange genug an kitschigen Lebenslügen gelabt haben, dienen dieselben Märchen denen, die sich aufgeklärt und erwachsen dünken, dazu, sich als mündige Menschen von diesem Kinderkram mit Hohn abzuwenden.

Anmerkungen

1 Röm 14,20.

2 1 Kor 15,58.

3 1 Kor 16,10.

4 Apg 5,38.

5 Kardinal Joseph Höffner, Christliche Gesellschaftslehre. Studienausgabe, Kevelaer 1975, S. 122–128.

6 Zitiert nach German Rovira, Die Erhebung des Menschen zu Gott, Salzburg/München 1979, S. 215.

7 Der Weg, 347. Vgl. die kleine Auswahl entsprechender Punkte: 334, 335, 346, 359, 799, 815, 817 und 825; weitere Hinweise gibt das Stichwortverzeichnis.

8 Zitiert nach José Luis Illanes, La santificación del trabajo, Madrid 1966, S. 85.

9 Gespräche, 55; vgl. ebd., 70.

10 Gespräche, 10.

11 Zitiert nach Illanes, a.a.O., S. 93.

12 Zitiert nach Illanes, a.a.O., S. 33.

13 Der Weg, 359.

14 Johannes Paul II., Das Arbeitsleben Jesu als Vorbild. Ansprache des Papstes an Arbeiter in Concepción (Chile) am 5. April, in: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Redaktion des deutschsprachigen L’Osservatore Romano (Hrsg.), Der Apostolische Stuhl 1987, S. 446–454; hier: S. 450 f.

15 Lothar Roos, Laborem exercens. Sinn und Sozialgestalt der menschlichen Arbeit, in: Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle Mönchengladbach, »Kirche und Gesellschaft«, Nr. 86, Köln 1982, S. 16.

16 Johannes Paul II., Ich bete für dieses große Erbe der »Solidarnosc«. Predigt bei der hl. Messe für die Werktätigen in Gdansk (Danzig) am 12. Juni, in: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Redaktion des deutschsprachigen L’Osservatore Romano (Hrsg.), Der Apostolische Stuhl 1987, S. 844–852; hier: S. 849.

17 Johannes Paul II., Die Erde – eine Gabe Gottes für alle Menschen. Predigt in Bahía Blanca (Argentinien) am 7. April, in: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Redaktion des deutschsprachigen L’Osservatore Romano (Hrsg.), Der Apostolische Stuhl 1987, S. 491–497; hier: S.493.

18 Centesimus Annus, Nr. 6 und 11; mit Bezug auf Gen 1, 26.

19 Vgl. Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes vom 7. Dezember 1965, Nr. 34.

20 Friedrich Vinzenz Reiterer, Arbeit. I. Biblisch-theologisch, in: LThK, 1. Band, Freiburg u.a. 1993, Sp. 917 und 918. Andererseits schreibt Franz Gasteiger: »Im Horizont von Schöpfung und Erlösung kommt der menschlichen Arbeit ein hoher Stellenwert zu«, Arbeit. V. Praktisch-theologisch, ebd., Sp. 923.

21 Vgl. Gottfried Bitter, Erlösung. V. Praktisch-theologisch, in: LThK, 3. Band, Freiburg u.a. 1995, Sp. 812–814; hier: Sp. 813.

22 Gaudium et spes, Nr. 36. Diese Formulierung war gegen die Integralisten gerichtet und anerkannte, daß der Wert dessen, was menschlicher Fleiß und menschliche Kunstfertigkeit hervorbringen, in sich liegt und nicht erst davon abzuleiten ist, daß es dem Heile dient; vielleicht diene es umgekehrt zum Heile, weil es einen echten Eigen- oder Selbstwert hat. So Oswald von Nell-Breuning SJ in seiner Einführung, in: Bundesverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) (Hrsg.), Texte zur katholischen Soziallehre, Kevelaer 1975, S. 9–29; hier: S. 20.

Artikel von Stephan Puhl aus dem Buch "Josemaría Escrivá - Profile einer Gründergestalt" (Hrsg. César Ortiz), Köln, Adamas 2002, S. 123-138