Vom „Gesellschaftschristentum“ zur Gottesbegegnung

Pedro Luis García, Spanien

Vor einigen Jahren kam ich zum Studium an die Universität von Navarra. Ich wohnte gleichzeitig im Studentenheim Belagua – beides sind körperschaftliche Einrichtungen des Opus Dei. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein „Gesellschaftschristentum“ praktiziert, das heißt, ich besuchte die Sonntagsmesse, ohne auch nur im Geringsten etwas vom Reichtum eines Glaubens und einer Lehre zu verstehen, die tiefer zu begreifen ich nicht das Glück gehabt hatte.

Nach und nach entdeckte ich in Belagua eine neue Art, den christlichen Glauben zu leben. Ich lernte Menschen kennen, die mit ihrem Verhalten bezeugten, dass sie Christus täglich folgen wollten, und deren Freude auf ihre Umgebung ausstrahlte. Die Kohärenz, mit der sie ihren Glauben lebten, war beispielhaft. In meinem Fall ließ sie mich im Laufe der Zeit merken, was ich verpasste: Es gab da einen nahen Gott, mit dem ich Zeiten meines Lebens verbringen konnte, denn er hatte mich seit jeher geliebt und tut es weiterhin Tag für Tag.

Ich erinnere mich geradezu nostalgisch an jene Monate in Belagua, wo ich an der nächtlichen Anbetung des Allerheiligsten teilnahm. Es war der einzige Augenblick, den ich in Ruhe vor der Eucharistie verbrachte. Und doch reichten jene ersten Freitage im Monat, wenn das Allerheiligste ausgesetzt wurde, aus, um mir eine tröstliche und ermutigende Erfahrung von diesem nahen Gott zu vermitteln, der mich jeden Tag begleitet und mir Kraft, Freude und Frieden schenkt.

Jeden Tag besser werden

Seit jener Zeit ist mein christliches Leben gewachsen. Eine der Lehren des hl. Josefmaria ist, ständig besser zu werden, zu versuchen, jeden Tag besser zu werden, sich nicht mit dem Erreichten zufrieden zu geben, sich immer um Gott und die anderen zu sorgen. „Man muss von dir mehr verlangen; denn du kannst mehr geben und sollst mehr geben. Denke darüber nach!“, sagt der Gründer des Opus Dei in einem seiner Aphorismen in der Spur des Sämanns, einem Buch das mich wie der Weg stark beeindruckte und mir am Anfang während der nächtlichen Anbetung half. Der hl. Josefmaria hat mir auch den nötigen Impuls vermittelt, das wichtigste, das neue Gebot unseres Glaubens, das Jesus uns gegeben hat, besser zu leben: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 13, 34) Ein Gebot, das nicht abstrakt ist, sondern sich in Kleinigkeiten konkretisiert, im Gewöhnlichen, darin, in den täglichen Beschäftigungen Gott und den anderen zu dienen. Der hl. Josefmaria drückte es knapp, anziehend und komplett aus: „Ich versichere euch, wenn ein Christ die unbedeutendste Kleinigkeit des Alltags mit Liebe verrichtet, dann erfüllt sich diese Kleinigkeit mit der Größe Gottes.“ (Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer, 116)