Wie ein Eselchen am Schöpfrad

Dr. Josef Stimpfle+, ehemaliger Bischof von Augsburg; in: ‘Deutsche Tagespost’ 26. Juni 1985

Wenn sich auch bis zu seinem Tode 60.000 Menschen dem Opus Dei angeschlossen hatten und mehr als 1000 Priesterberufungen aus dieser Arbeit hervorgegangen waren, so stellte er doch immer wieder seine eigene Person in den Hintergrund. Escrivá sah sich „wie ein Eselchen am Schöpfrad“ und meinte damit die Einstellung zur Arbeit und zum Auftrag Gottes: Nicht leichter Selbsterfolg ist wichtig, sondern das treue Weitermachen in der auferlegten Verantwortung, auch wenn man meint, nicht voran zu kommen und die Früchte nicht sichtbar werden.

Ebenso relativierte er sein Tun mit der Bemerkung, Gott schreibe ja sogar mit einem Tischbein gerade. Einen Menschen, der sich bei ihm für den gefundenen Glauben bedankte, wies er auf das normale Vorgehen beim Empfang eines Briefes hin: Man lese den Brief, den Umschlag werfe man weg – und er sei der Umschlag für diesen Brief gewesen. Hinter all diesen Bemerkungen verbergen sich Grundhaltungen des Glaubens, die er seinen Kindern im Opus Dei einpflanzen wollte. Vor allem die Haltung der uneingeschränkten Gotteskindschaft, der dienenden Demut und – als Konsequenz von beiden – der gut verrichteten beruflichen Arbeit, auf Gott hin getan.