Was bedeutet Heiligsprechung?

Durch die Heiligsprechung nimmt der Papst den Namen eines Dieners Gottes in das Verzeichnis der Heiligen auf und bestimmt, dass er in der gesamten Kirche verehrt werden soll.

„Zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit, zum Ruhm des katholischen Glaubens und zur Förderung des christlichen Lebens entscheiden wir nach reiflicher Überlegung und Anrufung der göttlichen Hilfe, dem Rat vieler unserer Brüder folgend, kraft der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und in der Vollmacht des uns übertragenen Amtes, dass die/der selige N. eine Heilige/ein Heiliger ist. Wir nehmen sie/ihn in das Verzeichnis der Heiligen auf und bestimmen, dass sie/er in der gesamten Kirche als Heilige/Heiliger verehrt wird. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ (Kanonisationsformel)

Zur Ehre Gottes

Durch die Heiligsprechung nimmt der Papst den Namen eines Dieners Gottes in das Verzeichnis der Heiligen auf und bestimmt, dass er in der gesamten Kirche verehrt werden soll. Der Heilige Vater trifft diese Entscheidung erst, nachdem er eine Vielzahl von Stimmen gehört hat: die Stimme des Volkes Gottes – also der Gemeinschaft der Gläubigen –, die bezeugt, dass der betreffende Kandidat für die Kanonisation im Ruf der Heiligkeit oder des Martyriums steht; die Stimme des im Laufe einer gerichtlichen Untersuchung gesammelten Materials, das beweist, dass er die Tugenden in heroischem Grade geübt oder für seinen Glauben das Martyrium auf sich genommen hat; die Stimme der Bischöfe; und die Stimme Gottes, der durch ein auf die Fürsprache seines Dieners gewirktes Wunder seine Zustimmung zu dessen Heiligsprechung gegeben hat.

Der inzwischen selbst heilig gesprochene Papst Johannes Paul II. feierte die Messe am 6.10.2002

Wozu dient eine Heiligsprechung? Die Antwort auf diese Frage findet sich in der Formel, mit der der Papst einen neuen Heiligen proklamiert: »Zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit, zum Ruhm des katholischen Glaubens und zur Förderung des christlichen Lebens«. Die gesamte Schöpfung und vor allem der Mensch ist dazu da, Gott zu verherrlichen. Der heilige Irenäus sagt: »Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch«, wobei man hinzufügen könnte, dass der Mensch Gott nicht allein durch sein Leben ehrt, sondern dadurch, dass er mit diesem seinem Leben das verwirklicht, was der Herr für ihn vorgesehen hat.

Deswegen anerkennt die Kirche seit ihren Anfängen die Heiligkeit von Menschen, die das Martyrium erlitten oder die Tugenden in heroischem Grade geübt haben und unter den Gläubigen in entsprechendem Ruf stehen. Indem sie solche Menschen selig- und später heiligspricht, sagt die Kirche Gott Dank und ehrt gleichzeitig diejenigen unter ihren Söhnen und Töchtern, die der göttlichen Gnade in großzügiger Weise entsprochen haben. Sie werden zu Fürsprechern und Vorbildern erklärt, weil sie jene Heiligkeit, zu der wir alle berufen sind, beispielhaft vorgelebt haben. Die Selig- und Heiligsprechungen dienen stets der Ehre Gottes und dem Wohl der Seelen.

Das Logo der Heiligsprechung

Ein Ziel: Die Heiligkeit

Gott Vater hat, so schreibt der heilige Paulus an die Epheser, »uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im voraus dazu bestimmt« (Eph 1, 4-5). Dies ist das höchste Ziel und das Einheit stiftende Prinzip der gesamten menschlichen Existenz. Der heilige Augustinus hat dies in den berühmten Worten ausgedrückt: »Auf dich hin hast du uns geschaffen, Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.«

Dass die Menschen zur Heiligkeit berufen sind, war für die ersten Christen eine Selbstverständlichkeit. Deswegen spricht auch der heilige Paulus in seinen Briefen von den ›Christen‹ als den ›Heiligen‹. Darauf bezieht sich der heilige Josefmaria, wenn er schreibt: »›Grüßt alle Heiligen. Alle Heiligen grüßen euch. An alle Heiligen, die in Ephesus leben. An alle Heiligen Jesu Christi in Philippi.‹ – Ist dieses Wort ›Heilige‹, mit dem die ersten Christen sich bezeichneten, nicht ergreifend?« (Der Weg, Nr. 469).

Wenn die Kirche einen Gläubigen heiligspricht, dann macht sie deutlich, dass dieses Ziel keine Utopie, kein schönes, aber unerreichbares Ideal ist, sondern von allen verwirklicht werden kann. Heilig zu sein oder besser: nach Heiligkeit zu streben bedeutet, dass man in allen Augenblicken seines Lebens versucht, sich nach dem zu richten, was Gott für jeden einzelnen von uns gewollt hat, und in kindlichem Vertrauen auf Gott, unseren Vater, den Impulsen der Gnade großzügig zu entsprechen.

Die Heiligen zeigen uns mit ihrem Leben, wie die persönliche Identifikation mit Jesus Christus in unserer ganz konkreten Situation Wirklichkeit werden kann. »Wir brauchen Zeugen, die die ewige Wahrheit des Evangeliums in ihre eigene Existenz übertragen und sie zugleich in ein Werkzeug der Erlösung für ihre Brüder und Schwestern verwandeln« (Johannes Paul II.).

Gott, der Herr, hat den heiligen Josefmaria Escrivá erwählt und mit zahllosen Gaben gesegnet, weil er mit seinem Leben und seiner Lehre diese Wahrheit dem Menschen in der Welt verkünden sollte: dass die Vereinigung mit Christus in der beruflichen Arbeit und anderen ganz alltäglichen Tätigkeiten möglich ist; dass Gott normale Menschen – Frauen und Männer von der Straße – in die Nachfolge Christi beruft, damit in ihrem Leben der christliche Glaube Gestalt annimmt. Nach den Worten des Opus-Dei-Gründers muss der Christ durch die Taufe und die Gnade alter Christus, ipse Christus, ein zweiter Christus, Christus selbst sein und den Herrn bei seinen Brüdern, den Menschen, gegenwärtig werden lassen.

Am 2. Oktober 1928, dem Schutzengelfest, ließ Gott ihn das Opus Dei sehen: »Diese Christen sind durch ihre familiären, freundschaftlichen und beruflichen Bande sowie durch ihr berechtigtes Streben in der Gesellschaft verwurzelt. Um zu dem Verständnis beizutragen, dass ihr Leben, so wie es ist, Anlass zu einer Begegnung mit Christus, das heißt zu einem Weg der Heiligkeit und des Apostolates werden kann – dazu ist das Werk entstanden. Christus ist in jeder rechtschaffenen menschlichen Tätigkeit zugegen. Das Leben eines einfachen Christen, das manchem gewöhnlich und mittelmäßig vorkommen mag, kann und muss ein heiliges und heiligendes Leben sein« (Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer, Nr. 60).

Gott hat nie aufgehört, seiner Kirche Vorbilder der Heiligkeit zu schenken. Angesichts der Perspektiven, die das dritte Jahrtausend uns bietet, ruhen auf dem Wirken des einfachen Christen die größten Hoffnungen: von ihm hängt die Neu-Evangelisierung der Wissenschaft, der Wirtschaft und des Handels, der Gesetzgebung und der Familie ab. Alles menschliche Bemühen auf Gott hin auszurichten ist eine Aufgabe, die unsere Kräfte offensichtlich übersteigt, der wir aber dennoch gewachsen sind, weil Gott es so will und wir mit seiner Gnade rechnen dürfen – und weil er uns das Vorbild und die Hilfe der Heiligen gewährt: Menschen aller Epochen und gesellschaftlichen Schichten, die Ja gesagt haben zu Gott.

»Erwäge voller Staunen und Dankbarkeit das Wort des Heiligen Geistes: ›Elegit nos ante mundi constitutionem‹, er hat uns auserwählt, noch vor Grundlegung der Welt, ›ut essemus sancti in conspectu eius!‹, damit wir heilig seien vor seinem Angesicht.

Heilig sein ist nicht leicht, aber … es ist auch nicht so schwer. Heilig sein heißt ein guter Christ sein: die Gestalt Christi annehmen. Je ähnlicher du Christus wirst, desto mehr bist du Christ; und je mehr du Christus gehörst, desto heiliger bist du.

Auf welchem Wege erreichen wir das? Auf dem gleichen wie die Urchristen, die Jesus noch selber sahen oder ihn durch die Berichte der Apostel oder der Evangelisten kennen lernten« (Im Feuer der Schmiede, Nr. 10).