Tabgha, die Kirche der Brotvermehrung

Im Heiligen Land wurde dieser Teil ebenfalls Zeuge eines der Wunder Jesu. Es ist der Ort der Brotvermehrung, wo der Herr fünftausend Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen speiste.

Spuren unseres Glaubens

Wege durch das Heilige Land

Im Heiligen Land bezeichnet der Name Tabgha eine Gegend ungefähr 3 km westlich von Kapharnaum, die sich vom Ufer des Sees Gennesareth ins Landesinnere erstreckt. Er bezeichnet häufig nur einen kleinen Teil dieses Gebietes: konkret den Ort der Brotvermehrung, wo der Herr fünftausend Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen speiste.

Eingangsportal der Kirche in Tabgha. Firma: Berthold Werner (Wikimedia Commons).

Von den verschiedenen Berichten der Evangelisten über dieses Wunder enthält allein die Schilderung bei Markus Hinweise, die es erlauben, den Ort in der Nähe von Kapharnaum am Ufer des Sees auszumachen. Die Gegend dort scheint unbewohnt und reichlich mit Gras bewachsen zu sein.

Als die Jünger beim Herrn versammelt waren, berichteten sie ihm, was sie alles erlebt und gelehrt hatten. Daraufhin sagte er zu ihnen:

- Kommt mit mir allein an einen entlegenen Ort und ruht ein wenig aus!

Denn es waren Viele, die kamen und gingen, sodass sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden. Und sie fuhren mit dem Boot an einen entlegenen Ort. Aber man sah sie abfahren; sie wurden von vielen dabei beobachtet. Deshalb machten sie sich sofort auf und gelangten noch vor ihnen an den Ort, dem sie zusteuerten. Als sie ausstiegen sahen sie eine große Menschenmenge. Der Herr empfand Mitleid mit ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben .Und belehrte sie über Vieles.

Als es spät wurde, traten seine Jünger zu ihm und sagten:

- Dieser Ort ist sehr abgelegen und es ist schon spät; entlass sie damit sie in die umliegenden Dörfer gehen und sich etwas zum Essen kaufen.

Er antwortete ihnen:

-Gebt Ihr ihnen zu essen,

Sie sagten zu ihm:

-Sollen wir etwa für 200 Denare Brot kaufen, um ihnen zu essen zu geben?

Er sagte zu ihnen:

- Wie viele Brote habt Ihr? Seht nach?

Nachdem sie nachgeschaut hatten, sagten sie zu ihm:

-Fünf Brote und zwei Fische!

Der Zugang der Kirche der Brotvermehrung ist durch einen Innenhof möglich, in dessen Mitte ein Olivenbaum wächst. Firma: Derek Winterburn (Flickr).

Danach befahl er ihnen, dass sie sich zu Gruppen ins Gras setzen sollten. Und sie setzen sich zu Gruppen von 100 und 50 zusammen. Dann nahm er die 5 Brote und die zwei Fische, erhob die Augen zum Himmel, sprach das Dankgebet, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie sie verteilten. Er teilte auch die beiden Fische an alle aus. Alle aßen so viel sie wollten. Und sie sammelten später noch 12 Körbe von den übrig gebliebenen Brotstücken und den Fischen ein. Es waren 5000 Personen, die gegessen hatten (Mk 6, 30-44, vgl.auch Mt 14, 13-21; Lk 9, 10-17 und Joh 6, 1-15; außerdem Mt 15, 32-39 und Mk 8, 1-10, die von einer zweiten Speisung berichten).

Der Fels

Der Stein, auf den der Herr die Brote legte, ist heute ein Altar.

Der Stein auf den der Herr das Brot gelegt hatte, wurde später zu einem Altar umgestaltet. Die ersten Christen hielten Tabgha von Anfang an für den Ort, an dem die Brotvermehrung stattgefunden hatte. Ebenso war es für sie offenkundig, dass dort der Berg lag, auf dem Jesus die Seligpreisungen ausgesprochen hatte. In der Nähe befand sich ihrer Meinung nach auch das Ufer, an dem der Auferstandene den Aposteln erschienen war und sie zum zweiten wunderbaren Fischfang ermutigt hatte. Was die Brotvermehrung anging, verehrten sie konkret den Stein, auf den der Herr Brote und Fische gelegt hatte. Die Pilgerin Egeria, die das Heilige Land im 4. Jahrhundert besucht hat, bezeugt die Existenz einer Kirche an diesem Ort: „Nicht weit von Kapharnaum stößt man auf steinerne Stufen, auf die der Herr seine Füße gesetzt hat. Dort liegt auf einer Anhöhe über dem Meer ein weites, mit viel Gras bewachsenes Feld, das von vielen Palmen bestanden ist. An dieser Stelle gibt es sieben Wasserquellen, die alle reichlich Wasser spenden. Auf dieser Weide speiste der Herr das Volk mit fünf Broten und zwei Fischen. Es ist zu vermerken, dass der Stein, auf den der Herr das Brot gelegt hat, später zu einem Altar umgeformt wurde. Von dem Stein nahmen die Pilger häufig kleine Stückchen mit, die sie Kranken auflegten und die allerlei Gutes bewirkten. Neben den Mauern der Kirche verläuft die öffentliche Straße an der wohl Matthäus seinen Stand zum Eintreiben der Steuern hatte. Auf dem nahegelegenen Berg, auf den der Herr vermutlich gestiegen war, um von dort die Seligpreisungen vorzunehmen, befindet sich auch eine Grotte .“ (Appendix ad Itinerarium Egeriae, II, V, 2-3 (CCL 175, 99)).

Die Kirche hat die Form einer byzantinischen Basilika aus dem 5. Jahrhundert. Auf dem Boden sind noch Reste der alten Mosaiken erhalten. Firma: Berthold Werner (Wikimedia Commons).

Rückschließend auf verschiedene ältere Zeugnisse datiert man das Heiligtum der Brotvermehrung auf das 4. Jahrhundert. Man vermutet, dass es im Jahre 614 bei einer Invasion der Perser und im Jahre 638 bei einem Einfall der Araber beschädigt wurde. Das bezeugt der Pilger Arculfo, der Ende des 7. Jahrhunderts nur noch Ruinen der ehemaligen Kirche vorfand. (Vgl. Adamnani, De Locis Sanctis II, XXIII (CCL 175, 218)). Die Kirche wurde wohl nicht wieder rekonstruiert; sogar die ursprüngliche Erinnerung an diesen Ort wurde blasser. Das ging so weit, dass man später diesen Ort mit dem Ort der Seligpreisungen gleichsetzte. Erst im 19. Jahrhundert erwarb der Deutsche Verein vom Heiligen Land diesen Ort. Man führte dort schon 1911 Ausgrabungen durch, die in den Jahren 1932, 1935 und 1969 durch weiter Studien vervollständigt wurden.

Diese Ausgrabungen belegten die Existenz zweier Kirchen: einer kleinerer aus der Mitte des 4. Jahrhunderts, das wird die von Egeria besuchte gewesen sein; und einer größeren, die dreischiffig war und deren Entstehung man in die Mitte des 5. Jahrhunderts festlegte. Vor allem bestätigte sich diese Annahme durch Funde, die wahrscheinlich Reste des ehemaligen Altars darstellten, zumal der gefundene Stein dem verehrten Stein ähnelte und es sich zeigte, dass von ihm viele kleine Stücke abgebrochen worden waren. Außerdem legte man ein dabei liegendes Mosaik frei, das einen Korb mit Brot umgeben von zwei Fischen darstellt.

Die Spuren jener zwei Vorgänger-Kirchen sind noch heute in dem Neubau des modernen Heiligtums sichtbar, der 1982 beendet wurde. Die neue Basilika hat die Gestalt eines benediktinischen Klosters. Sie bildet das ursprüngliche T der byzantinischen Vorgängerkirche aus dem 5. Jahrhundert nach. Die Seitenschiffe sind durch kräftige Säulen von der Apsis des Hauptschiffs getrennt. Im Presbyterium befindet sich unter dem Altar der Stein, der schon bei der Pilgerin Egeria erwähnt wird. Bei der Errichtung der nachfolgenden Kirche wurde die ursprüngliche Position des Steins um einige Meter verschoben, damit er die Position einnahm, die der Überlieferung gemäß den Reliquien unter dem Altar vorbehalten waren. Vor dem Stein befindet sich auf dem Boden das Mosaik mit dem Brotkorb und den beiden Fischen als Beweis für die Überlieferung, die sich an diesem Ort bestätigt. Man datiert das Mosaik ins 5. oder 6. Jahrhundert. Die kleinen, farbenfrohen Mosaiksteinchen haben eine große Ausstrahlung und rufen jedem kundigen Leser der Heiligen Schrift sofort die Brotvermehrung ins Gedächtnis.

Um den Alter herum sind die wertvollsten Zeugnisse angeordnet: der Stein auf den der Herr die Brote gelegt hatte sowie das Mosaik, das die Tradition bestätigt. Firma: Leobard Hinfelaar.

Außerdem gibt es weitere wertvolle archäologische und künstlerische Hinweise: rechts vom Alter kann man durch ein Fenster die Grundmauern der Kirche aus dem 4. Jahrhundert erkennen. An einzelnen Stellen des Mauerwerks sind die Sitzflächen auf dem ursprünglichen byzantinischen Basaltstein angebracht. Im Boden sind noch wertvolle Reste des ursprünglichen Bodenbelags aus Mosaiken erhalten. In den Seitenschiffen setzt sich das Mosaik in Form von geometrischen Zeichen fort, die dann in eine Fülle von figürlichen Darstellungen in den beiden Seiten des Querschiffes münden. Es sind Darstellungen verschiedener Vögel und Pflanzen, die um den See von Genezareth ansässig sind. Wenn man von der Inschrift ausgeht, die sich in der Nähe des Altars befindet, gehen diese figürlichen Darstellungen, die ägyptische Einflüsse aus dem Niltal zeigen, vermutlich auf einen gewissen Martyrios zurück, der Mönch in Ägypten war und später zwischen 478 und 486 Patriarch von Jerusalem wurde.

Erstaunlich ist, dass bei der Darstellungen von Broten und Fischen vor dem Altar im dargestellten Brotkorb nur vier Brote gezeigt werden. Die Absicht des Künstlers bleibt uns dabei verborgen. Immer wenn die Benediktiner Pilgern Kirchenführungen machten, erklärten sie das so: Das fünfte Brot ist auf dem Altar zu suchen, wo es während der Feier der hl. Messe in Form der Eucharistie zugegen ist. Tatsächlich hat der christliche Glaube immer im Wunder der Vermehrung der Brote und Fische die Überfülle des Brotes der Eucharistie vorausgesehen.(Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1335)

Das Brot des Lebens

Diese Verbindung wird besonders im vierten Evangelium deutlich, wo Johannes den Bericht dieses Wunders mit anderen Ereignissen in Verbindung bringt, die später passieren. So berichtet er im 6. Kapitel: Nachdem der Herr die Menge mit fünf Broten und zwei Fischen gesättigt hatte, machten sich seine Jünger auf den Weg nach Kapharnaum. Während der Überfahrt, die von einem heftigen Wind gestört wird, kommt der Herr ihnen auf dem See wandelnd entgegen. Am folgenden Tag machen sich die Leute auf die Suche nach Jesus; sie finden ihn schließlich in der Synagoge von Kapharnaum. Dort empfängt er sie mit diesen Worten:

Das Mosaik mit dem Brotkorb und den zwei Fischen ist wohl im 5. Jahrhundert oder Anfang des 6. Jahrhunderts entstanden. Firma: Berthold Werner (Wikimedia Commons).

- Amen. Amen. Ich sage Euch: Ihr sucht mich nicht weil Ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt. (Joh. 6, 26-27)

So beginnt die Belehrung über das Brot des Lebens, in der der Herr den Zuhörern das Geheimnis der Eucharistie erschließt. Der Reichtum dieser Verkündigung ist so außerordentlich, dass er als “das Kompendium unseres gesamten Glaubens” (KKK, Nr. 1327) betrachtet wird: „Es ist das Sakrament der Liebe, in dem der Herr sich selber gibt und so die unendliche Liebe Gottes zu jedem Menschen offenbart.”(Benedikt XVI., Postsynodales Schreiben Sacramentum caritatis, 22.2.2007, Nr. 1)

Das Opfer des Altares, eine Gabe von unfassbarem Wert, die in uns die Erlösung verewigt (Christus begegnen, Nr. 86): der Herr geht damit jedem Menschen entgegen und wird wirklich, real und substantiell gegenwärtig mit seinem Leib und Blut, seiner Seele und seiner Gottheit (vgl.KKK Nr. 1373-1374).

In den beiden Querschiffen ist der Boden mit byzantinischen Mosaiken dekoriert, die einen Einfluss aus dem Nildelta aufweisen. Sie bilden die Flora und Fauna von dort ab in Tieren wie Flamingos, Reihern, Fischottern, Kormoranen, Schwänen und Enten... Firma: Berthold Werner (Wikimedia Commons).

Der Gott unseres Glaubens ist nicht ein entrücktes Wesen, das unbeteiligt auf das Schicksal der Menschen: seine Sorgen, Kämpfe und Ängste herabschaut. Er ist ein Vater der seine Kinder so sehr liebt, dass er sein Wort, die zweite Person der Dreifaltigkeit zu ihnen sendet, damit Er Mensch geworden für uns stirbt und uns so erlöst. Er ist der liebende Vater, der uns jetzt sanft durch das Wirken des Hl. Geistes, der in unseren Herzen wohnt, an sich zieht…(...)

Der Schöpfer hat sich in Liebe zu seinen Geschöpfen überboten. Unser Herr Jesus Christus setzt die Eucharistie ein,-so als wären alle Beweise seiner Barmherzigkeit den Geschöpfen gegenüber noch nicht ausreichend-, damit wir ihn immer bei uns haben. Es scheint, als wenn ihm das alles noch nicht ausreichte, denn von seiner Liebe bewegt, kann der, dem nichts fehlt, scheinbar nicht ohne uns auskommen. (Christus begegnen, Nr. 84)

Der Herr wird nicht müde, die Nähe zu jedem Menschen zu suchen. Er begleitet ihn auf seinem Weg und in einem Anflug von Barmherzigkeit, gibt er sich uns zur Speise, um uns zu vergöttlichen: Jesus blieb aus Liebe zu Dir in der Eucharistie.

-Er blieb im Sakrament, obwohl er wusste, wie die Menschen Ihn empfangen würden...auch wie Du Ihn empfängst.

-Er blieb, um dir Speise zu sein, um mit Dir sprechen zu können, wenn du Ihn aufsuchst. Und damit durch die Nähe zu Ihm im Gebet vor dem Tabernakel und bei der Kommunion deine Liebe zu ihm immer mehr wächst und du dazu beiträgst, dass viele Menschen Ihn finden..(Im Feuer der Schmiede, 887)

Interessante Links

Video über Tabgha

Seite der Abtei der Entschlafung über Tabgha

Seite der Wächter vom Heiligen Land über Tabgha