Wenn der Christ sich als solcher verhält, ist er überzeugend

Mehr als 20 Jahre lang war er Pressesprecher des Heiligen Stuhls. Dies bot ihm die Chance einer großen Nähe zu Johannes Paul II. Von diesem kommt auch die Überzeugung, dass der Glaube kulturschaffend sein und die irdischen Gegebenheiten umwandeln muss. Dazu genügt es, dass der Christ sich als solcher verhält... Einige Auszüge aus dem Vortrag zum Abschluss des 22. Kongresses „Die Katholiken und die Öffentlichkeit“.

Auszüge aus dem Vortrag von Joaquin Navarro-Valls zum Abschluss des 22. Kongresses „Die Katholiken und die Öffentlichkeit“.

Unsere aktuelle Lage führt uns unweigerlich zu den Ursprüngen des Christentums zurück. Nach Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten, in denen die Christen versucht haben, die Völker des Abendlandes vor der Entchristlichung der Kultur zu schützen, kann der Glaube heutzutage angesichts einer Situation, die wir als neuheidnisch bezeichnen könnten, nicht mehr in der Defensive bleiben. Es gibt nämlich keine Tradition mehr, die zu bewahren wäre, sondern es gilt, erneut eine Perspektive für die Zukunft zu schaffen, aufzubauen… Es stellt sich nicht länger die Frage, ob das Christentum überleben kann, sondern ob der christliche Glaube sich wie vor zweitausend Jahren von neuem ausbreiten kann.

Wie kann man der Welt von heute die christliche Wirklichkeit vermitteln? Die ersten Christen verstanden es recht gut, den Glauben weiterzugeben, ohne dass sie einen Abschluss in Kommunikationswissenschaften gehabt hätten. Sie hatten nicht einmal eine besonders entwickelte Kultur, aber sie waren es, die die damals zu schlagende Schlacht um Kultur und Kommunikation gewannen. Ein Mensch mit Überzeugungen besitzt eine Potenzialität, die derjenigen dessen, der bloße Interessen vertritt, unendlich überlegen ist. Das Christentum ist unter diesem Gesichtspunkt vor allem eine Lebensform, die ihre innere Kongruenz offenbart, indem sie gelebt wird, indem sie das Leben genießt, es begründet und erklärt.

Man muss sich zu Jesus von Nazareth aufmachen. Aber es gibt nur einen Weg, der zu ihm führt, nämlich das persönliche Gespräch im sakramentalen Bereich und im Gebet. Für die meisten von uns ist das Gebet eine Verpflichtung.

Für Johannes Paul II. war es nie eine Pflicht für bestimmte Stunden am Tag, sondern etwas anderes, geradezu ein Bedürfnis. Das kann uns dazu dienen, die Wurzel kenntlich zu machen, aus der die ganze Sendung des Christen hervorgeht. Es ist die Einheit mit dem, der dem Christen seine eigene Sendung überträgt. Wenn das nicht so wäre, könnten wir nicht von einer Sendung des Christen schlechthin sprechen, nur von der Sendung von Joaquin Navarro oder von Fritz. Wenn ich von jemand anderem gesandt bin, dann darf ich seine Hand nicht loslassen.

Was sie gemeinsam haben

Johannes Paul II. sagte bei verschiedenen Gelegenheiten, dass die Synthese von Kultur und Glaube nicht nur eine Erfordernis der Kultur, sondern auch des Glaubens sei. Ein Glaube, der nicht Kultur hervorbringt und prägt, ist kein gänzlich angenommener, ganz durchdachter und treu gelebter Glaube. In diesen Gedanken verdichtete sich seine menschliche Erfahrung als Gläubiger, als Papst, aber auch als Intellektueller. Wenn zum Beispiel die Genesis von der Erschaffung des Menschen und seiner Gottesebenbildlichkeit spricht, dann birgt diese Tatsache die Möglichkeit, eine ganze Kultur hervorzubringen, eine Anthropologie, die dann verstandesmäßig und wissenschaftlich erarbeitet, entwickelt und zu ihrer Fülle gebracht werden muss. Und als Folge dieser Ähnlichkeit einzusehen, dass wir selbst in dieser Welt die Spur Gottes sind, ist ein Zeichen von Kultur. Jedes Mal, wenn wir im Alltagsleben die Menschen aus jenem Wissen um unseren göttlichen Ursprung und daher auf die einzig gerechte Art und Weise behandeln, schaffen wir Kultur.

Mir wurde das Geschenk zuteil, drei Heilige persönlich gekannt zu haben: den hl. Josefmaria, den Diener Gottes Johannes Paul II. und die Selige Mutter Teresa. Für mich stellte sich dadurch unweigerlich die Frage, ob diese so unterschiedlichen Menschen etwas gemeinsam haben. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Gemeinsame die gute Laune war, eine außergewöhnliche gute Laune, die ansteckend war, die sogar manchmal in Situationen zum Lachen brachte, in denen man eigentlich weinen sollte. Diese frohe Grundstimmung war nicht Folge einer besonderen Psychologie, sondern stütze sich auf etwas viel Solideres, etwas, das den Charakter des Menschen durchdringt und ihn zu einem Sämann der Freude werden lässt.

Wer daran glaubt, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild und ihm ähnlich erschaffen hat, hat nie Grund, die gute Laune zu verlieren. Das ist die sichere Überzeugung, die ein Christ heute für seine Sendung haben muss: alles geht auf ein Happy End zu.