Gott ist doch mein Vater – er kann mich jetzt nicht allein lassen!

Virginia ist Anwältin und Mutter dreier Kinder. Sie ist Mitarbeiterin des Opus Dei und schreibt aus Hong Kong über die Botschaft und die Fürsprache des hl. Josefmaria. Sie erzählt von der Krankheit ihres Sohnes, aufgrund derer sie angstvolle und ungewisse Monate durchlebte. Als sie diese Information bekam, sprach der Arzt von einer „verhängnisvollen“ Situation.

Bei meinem Sohn Wilhelm ist ein wichtiger Teil des Gehirns nicht angelegt. Diese Diagnose wurde während der Schwangerschaft gestellt, hinzu kamen noch mehrere erschwerende Umstände, die dazu führten, dass ich angstvolle und ungewisse Monate durchlebte. Als ich diese Information bekam, sprach der Arzt von einer „verhängnisvollen“ Situation. Wenn einem solche Dinge widerfahren wie sie mir passierten, erinnert man sich plötzlich an vieles, was man in den Vorträgen über geistliche Themen hört, die während der Einkehrtage gehalten werden, an denen ich einmal im Monat teilnehme. Ich hatte immer gehört, wie der hl. Josefmaria die Gotteskindschaft lebte. „Gott ist dein Vater“, „mein Vater“! Während der Arzt versuchte, mir die Lage zu erklären, kam mir genau das in den Sinn: „Gott ist doch mein Vater – er kann mich jetzt nicht allein lassen!“ Er schickt mir diese Situation, weil er sie aus einem bestimmten Grund für mich vorgesehen hat.

Alles begann in der 16. Woche meiner komplizierten Zwillingsschwangerschaft. Die beiden Babys erlitten von einem auf den anderen Tag das.... Das kann bei eineiigen Zwillingen leicht passieren. Im Grunde bedeutet es, dass eins der Kinder dem anderen das Fruchtwasser wegnimmt. In meinem Fall war die Lage so schlimm, dass eine intrauterine Operation nötig war, da ich sonst beide verloren hätte.

Virginia mit ihrem Sohn Wilhelm, der zwei Operationen am Gehirn hinter sich hat

Eine hochkomplizierte Lage

Wegen dieser Komplikationen musste ich strenge Bettruhe halten und mich außerdem einer gründlichen medizinischen Kontrolle unterziehen, um beide zu erhalten. Damals entdeckte man, dass das Gehirn von Wilhelm sich nicht richtig entwickelte. Er hatte eine große Zyste – bei seiner Geburt maß sie 5x6 cm –, außerdem eine Hydrozephalie aufgrund des Drucks, den diese ausübte, es fehlte, wie gesagt, der äußerst wichtige „Corpo calloso“ und schließlich war die Hirnrinde nur kümmerlich angelegt. Ich wurde darüber aufgeklärt, dass ich vermutlich ein taubes, blindes, zurückgebliebenes Kind bekommen würde, das weder laufen noch sprechen können würde, seltsame Gesichtzüge hätte usw.

Wie oft hatte man mit mir über das Kreuz gesprochen! Wenn dann ein Moment wie dieser kommt, dann verstehst du, dass du es lieben und umarmen kannst. Wenn ich daran dachte, wie meine Sohn sein würde, wie schlecht es ihm gehen würde, dann verstand ich, dass genau das mein Kreuz war, das Kreuz für mich. Ich bat Gott um Hilfe und wandte mich an die Fürsprache des hl. Josefmaria. „Hilf mir, es anzunehmen!“ Ich wollte dieses Leid Gott anbieten, denn ich hatte verstanden, dass der Augenblick gekommen war, das so oft Gehörte in die Tat umzusetzen.

Nach 18 Monaten

Virginia mit ihren drei Söhnen

Mein kleiner Wilhelm ist inzwischen 18 Monate alt und völlig normal, obwohl er all das hatte und zudem eine Frühgeburt war. Er sieht, hört, läuft, spielt, lacht – und ist ein ausgesprochen hübsches Kind. Er hat zwar zwei Gehirnoperationen hinter sich und wir haben schlimme Moment durchlebt, aber wer macht sie mit einem Kind nicht durch? Seit seiner Geburt arbeiten wir intensiv mit ihm, setzen stimulierende Reize usw., aber ich habe keinerlei Zweifel, dass es ein glückliches Kind ist, unwahrscheinlich geliebt von uns allen und der Stolz der ganzen Familie.

Ich habe das Opus Dei nie um etwas gebeten, aber man hat mich immer wunderbar unterstützt. Ich habe die Nähe und Liebe einer echten Familie gespürt. In den schwierigsten Augenblicken, besonders als es um die Gesundheit von Wilhelm ging, war es für mich ein Trost zu wissen, dass ich mit dem Gebet und der hl. Messe dieses Tages vom ganzen Werk rechnen konnte. Für diese Großzügigkeit seitens des Opus Dei werde ich immer dankbar sein. Ohne zum Werk zu gehören, stützte ich mich auf das Gebet von Menschen überall auf der Welt.

Mitarbeiterin des Opus Dei

Ich bin Mitarbeiterin des Opus Dei, also so etwas wie eine enge Freundin des Werkes. Als gute Freundin erhalte ich viele gute Dinge, und als Dank versuche ich, etwas zurück zu geben. Im Grunde bittet man mich nur darum, zukämpfen, um immer besser, heilig, zu werden und im Maß meiner Möglichkeiten bei der Neuevangelisierung zu helfen. Weniger kann man auch nicht tun, oder?

Virginia mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen

Ich lernte das Opus Dei kennen, als ich mich in einem Zentrum des Werkes in Madrid auf die Firmung vorbereitete. Seither nehme ich an den Bildungsmitteln teil, die diese Einrichtung der Kirche anbietet. Für mich ist das Opus Dei eine Art Trainer, um mich geistlich in Form zu halten, So wie man zum Fitnesscenter geht, um körperlich auf der Höhe zu bleiben, so helfen mir die Unterrichte in Theologie und die monatlichen Einkehrtage, seelisch in Form zu bleiben.

Eine echte Familie

An verschiedenen Orten der Welt – zur Zeit konkret in Hong Kong, wo ich mit Mann und Kindern lebe – helfen mir die Mitglieder des Werkes, meinen Glauben lebendig zu halten, damit ich nicht aufhöre bei dem Versuch, ein besserer Mensch zu werden. Das Opus Dei hat mir besonders in den schwierigen Augenblicken geholfen, also wenn es schwer war, den übernatürlichen Sinn der Kreuze zu sehen, die im Laufe des Lebens auftauchten, und angesichts der Hindernisse zu wachsen statt zusammenzubrechen. Dank dieser Bildung kann ich dieselben Werte an meine Kinder weitergeben, wo wie es auch unsere Eltern durch das Beispiel ihres Lebens mit uns gemacht haben.

An Orten wie hier in China ist es besonders beeindruckend, wie die Zahl der Taufen, der Erstkommunionen und der Berufungen usw. wächst. Und das dank des Apostolates vieler Menschen, Priestern wie Laien, vom Werk und von anderen Institutionen, die ihr Leben einsetzen, um den katholischen Glauben zu verbreiten. Und dann wird einem auch die eigene Verantwortung bewusst, als Christ mit seinem Sandkorn zu diesem Apostolat beizutragen. Wie es der Gründer des Opus Dei im ersten Punkt vom Weg, der mir immer gefallen hat, sagt: „Dein Leben darf kein unfruchtbares Leben sein. Sei nützlich. Hinterlasse eine Spur.“ Wir sind dabei!