Menschen, denen die Liebe etwas bedeutet

Vittorio Gervasi, Rom, Italien

Die Ehe ist ein Lebensabschnitt von solcher Wichtigkeit, daß man ihn gut vorbereiten muß. Es lohnt sich daher, die Ratschläge zu beherzigen, die der heilige Josefmaria den jungen Leuten gab, die entschlossen waren, diesen Weg zu gehen.

Dies ist auch heute noch ein wunderbares Abenteuer, auch wenn derjenige der daran denkt oder den Wunsch hat zu heiraten, von tausend Zweifeln geplagt wird: Ist es wirklich Liebe? Ob diese Liebe für immer halten wird? Wie kann ich sicher sein? Was passiert, wenn es schwer wird? Warum gehen so viele Ehen kaputt? Es ist aber auch heute noch ein wunderbares Abenteuer, weil man dabei die wahre Liebe kennenlernen kann. Msgr. Escrivá de Balaguer pflegte den Rat zu geben – ich gebe hier seinen Gedanken wieder – "dass du, wenn du auf der Suche nach einer Freundin bist, daran denkst, daß sie die Mutter deiner Kinder werden könnte", und "dass du sie daher immer als eine Person ansehen sollst, die Achtung verdient" (vgl. auch Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer, 105 und 121).

Wir, eine Gruppe von Freunden, fingen daher an, uns in einer Kneipe in Rom zu treffen, wo die Jugendlichen normalerweise hingehen, um Jazz zu hören und ein Bier zu trinken. An so einem Ort, wo sich viele Leute begegnen, merkt man, dass die Botschaft des heiligen Josefmaria wirklich von allen verstanden werden kann. Bei diesen Treffen waren Jungen und Mädchen dabei, die durchaus von den Slogans unserer Gesellschaft infiziert waren und sich die Frage stellten: Soll man eigentlich heiraten oder lieber einfach zusammenleben? Vielen ist bewusst geworden, dass eine Beziehung, die auf echter Liebe aufgebaut wird, anspruchsvoll ist: eine heilige Anforderung (vgl. Der Weg, 387), die vielleicht wie eine Unnachgiebigkeit erscheinen kann, wenn man dem Freund oder der Freundin "nein" sagt – aus Respekt vor dem Leib, vor der Sexualität, vor dem Plan Gottes – , die aber insofern sinnvoll und berechtigt ist, als man später ein endgültiges Ja sagen kann, das einen großen Reichtum in sich birgt.

Wir haben in dieser Gruppe den Versuch unternommen, die häufigsten Probleme der heutigen Zeit durchzugehen, die es so schwierig machen, eine Beziehung von Mann und Frau aufzubauen, die in eine gute Ehe mündet. Wir haben auch Referenten dazu eingeladen, die die Lehren des heiligen Josefmaria kennen und selber danach leben. Einer von ihnen zum Beispiel, ein Psychiater, der selbst seit mehreren Jahren verheiratet ist, hilft Paaren in ausgesprochen problematischen Situationen; ein anderer, Psychologe, ist darauf spezialisiert, das Gespräch zwischen Ehepartnern in Gang zu bringen, u.a.

Alle Ratschläge von Msgr. Escrivá sind einsichtig und zu verwirklichen. Ohne Zweifel sind sie eine großartige Hilfe, die Schönheit einer Liebesbeziehung schon in der Brautzeit voll auszukosten, indem man sie von Anfang an nach bestimmten Prinzipien als eine "besondere Aufgabe" lebt, durch die eine gute Ehe vorbereitet wird.

Viele haben verstanden, dass man die verschiedenen Befürchtungen und Ängste überwinden und mutig genug sein muss, fundamentale Entscheidungen – wie z.B. die Ehe – mit dem nötigen Ernst anzugehen, und zwar von Beginn der Freundschaft an. Einige haben inzwischen bereits geheiratet, andere haben sich für eine andere Lebensausrichtung entschieden, und wieder andere haben scheinbar gar nichts gemacht, aber immerhin denken sie immer noch darüber nach und möchten bei ihren Überlegungen weiterhin Unterstützung bekommen.

Wenn man die Zeit der Freundschaft und der Verlobung so lebt, legt man ein festes Fundament für eine Ehe, die den Schlägen, die das Leben im Laufe der Jahr unweigerlich austeilen wird, standzuhalten in der Lage ist. Nur so können wir dem Plan entsprechen, den ein "aus Liebe verrückter Gott" (Der Kreuzweg, 6) für jeden von uns hat.

Wir müssen davon überzeugt sein, dass auch die menschliche Liebe von der Brautzeit an geheiligt werden kann. Wir müssen reagieren angesichts der Irrtümer unserer Zeit, angesichts der falschen Propaganda – die uns die Medien täglich vorlegen – für eine Sexualität, die, außerhalb des Geschenkes seiner selbst in der Ehe gelebt, letztendlich die Person verletzt und auch der ganzen Gesellschaft Wunden schlägt. Spreche ich hier von einem Ideal, das nicht im Bereich des menschlich Möglichen liegt? Es ist wohl wahr, dass wir es allein aus unseren Kräften heraus nicht erreichen können, aber durch den Umgang mit Gott im Gebet und in den Sakramenten können wir uns in den dunklen Augenblicken, in denen wir aufgrund unserer Schwäche fallen und in Schwierigkeiten geraten, wieder erheben.

Wir können Maria – die Mutter der schönen Liebe – darum bitten, dass sie uns das Geschenk eines heiligen, reinen Lebens erwirkt, und wir können sicher sein, erhört zu werden. Ich bin dem heiligen Josefmaria sehr dankbar für seine klaren Worte, die mir die Lehre der Kirche hinsichtliche der Liebe in der Brautzeit leichter verständlich gemacht und mir außerdem das genügende Selbstvertrauen vermittelt haben, auch meine Freunde mit diesen Wahrheiten zu konfrontieren. Das alles macht mich glücklich, und zudem ernte ich nun, da ich seit kurzem verheiratet bin, die Früchte dieser Erkenntnisse.