Kardinal Giovanni Battista Re. Rom, 8. Oktober 2002

Früher stellte man sich die Heiligen als Menschen vor, die sich durch ihren Mut oder durch irgendeine andere besondere Leistung auszeichneten. Die Heiligkeit eines jeden Menschen ist ebenso einmalig wie die Liebe, die ihr zugrunde liegt. Doch die gelebte Überzeugung Josemaria Escrivás, dass die Heiligkeit nichts Außergewöhnliches ist, hat die Christenheit aufgerüttelt.

Früher stellte man sich die Heiligen als Menschen vor, die sich durch ihren Mut oder durch irgendeine andere besondere Leistung auszeichneten. Die Heiligkeit eines jeden Menschen ist ebenso einmalig wie die Liebe, die ihr zugrunde liegt. Doch die gelebte Überzeugung Josemaria Escrivás, dass die Heiligkeit nichts Außergewöhnliches ist, hat die Christenheit aufgerüttelt.

Heilig ist, wer durch und durch christlich lebt, an welchen Platz der Herr ihn auch gestellt haben mag. Der Glaube und die Spiritualität Escrivás sind so besonders aktuell, weil er der Ansicht war, dass die Laien, die in Familie, Beruf und Gesellschaft in vielerlei Hinsicht Verantwortung tragen, in tiefer innerer Gottverbundenheit leben können. Und diese Ansicht hat er sein ganzes Leben lang glaubwürdig und wirkungsvoll vertreten.

Viele Heilige der Vergangenheit haben die Heiligkeit als ein einziges Ziel des menschlichen Daseins bezeichnet, doch die Möglichkeit, das Evangelium inmitten der beruflichen und alltäglichen Pflichten zu verkünden, hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand entdeckt. Diese Sendung zum Heil der Welt bestimmte seit der Gründung des Opus Dei am 2. Oktober 1928 das ganze Leben des heiligen Josefmaria. Ein Großteil seines Charismas beruhte auf seinem tiefen Verständnis der Menschwerdung und damit auf der Überzeugung, dass Gott seinen Sohn zu jedem Menschen und damit an jeden Ort gesandt hat, wo Menschen sind. „Gott“, so sagte er, „schickt seinen Sohn auch zu dir und zu mir“, überall dorthin, wo wir leben, arbeiten und mit anderen Menschen zusammen sind.