In der Familie ist geteilte Freude doppelte Freude und gemeinsam getragenes Leid halbes Leid

Wir haben immer auf die Gnade Gottes gezählt und besonders auf die Kraft der Sakramente. Wir haben ein intensives geistliches Famlienleben geführt, sind alle gemeinsam zur Sonntagsmesse gegangen und haben in der Familie den Rosenkranz gebetet.

Rafael Pich ist Mitglied und Mitbegründer der Fondation Internationale de la Famille und stellvertretender Vorsitzender der International Federation for Family Development (IFFD), einer Nichtregierungsorganisation mit beratender Stimme bei der UNO.

Wann und wie haben Sie den heiligen Josefmaria kennengelernt?

Ich hatte 1947 über den Weg zum ersten Mal Kontakt mit dem Gründer des Opus Dei. Später hatte ich Gelegenheit, bei verschiedenen Treffen mit ihm dabeizusein.

Haben diese Begegnungen in irgendeiner Hinsicht einen Einfluss auf Ihr Leben gehabt?

Seit 1957 habe ich mehrere seiner Schriften intensiv gelesen und mich mit ihnen auseinandergesetzt. Es ist schwierig, nicht zu reagieren, wenn man so etwas liest und an Veranstaltungen des Opus Dei für christliche Bildung teilnimmt. Damals begann ich auch schon, an Initiativen zugunsten der Familie mitzuwirken.

Erinnern Sie sich an ihn?

Ja, ich sehe ihn vor mir wie auf dem Titelblatt einer der Ausgaben der "Gespräche", wo er mit seinem ganz natürlichen Gesichtsausdruck abgebildet ist und ein Lächeln auf den Lippen hat. Er war sehr kommunikationsfähig, selbst wenn er nichts sagte.

Ihre Frau ist vor wenigen Jahren gestorben. Als Sie sich kennengelernt und beschlossen haben zu heiraten, dachten Sie damals schon an eine so große Familie?

Ich habe noch 5 Geschwister und sie auch. Seit wir klein waren, hatten wir viel Spaß. Manchmal sagten wir: "Wenn es von uns abhinge, wären sechs das Minimum." Wenn du schon sechs hast und es kommt das siebte, dann macht es nur 15% aus. Als das zehnte kam, belief es sich nur auf 10%, man merkt es kaum. Die Kinder kommen in dem Maß, wie Gott sie gewährt. Wir haben so viele Freunde, die gerne Kinder hätten, und es kommen keine...

Würden Sie sagen, dass Sie ein glückliches Leben hatten?

Wir waren sehr glücklich. Das echte Familienleben – vor allem, wenn man es positiv einschätzt – ist eine unvergleichliche Erfahrung.

Manche könnten denken, Sie seien verrückt oder unverantwortlich und hätten sogar – verzeihen Sie den Ausdruck – keine Ahnung.

Es gibt Eheleute, die zählen so: ein Kind = eine Last, zwei Kindern entsprechen einer doppelten Last, drei Kinder einer dreifachen... Wenn sie nicht gut erzogen sind, kann das stimmen; aber wenn man ihnen von klein auf beibringt, dass sie auf dieser Welt sind, um zu arbeiten und ihren Eltern zu helfen: mit dem Tischdecken, dem Bettenmachen, der Wäsche..., denn entdecken sie auf lebendige Art, wie wunderbar es ist zu arbeiten, und dann ist 1 Kind = 1 Hilfe, 2 Kinder = 2 Hilfen, 3 Kinder = 3 Hilfen...

Was hat Ihnen in schwierigen Augenblicken geholfen? Denn einige schwere Momente werden Sie wohl gehabt haben, oder? Hat sich das Opfer, das es oft bedeutet hat, gelohnt?

Ich erinnere mich an kein besonderes, denn wir haben immer auf die Gnade Gottes gezählt und besonders auf die Kraft der Sakramente. Wir haben ein intensives geistliches Famlienleben geführt, sind immer alle gemeinsam zur Sonntagsmesse gegangen und haben in der Familie den Rosenkranz gebetet. Viele wissen nicht, dass in der Familie die geteilte Freude eine doppelte Freude und das gemeinsam getragene Leid halbes Leid ist.

Warum haben Sie angefangen, Erziehungsprogramme für die Eltern zu entwickeln? Muss man denn lernen, Eltern zu sein?

Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es normalerweise so, dass die drei Generationen einer Familie unter demselben Dach wohnten. Beim Frühstück, Mittagessen und Abendessen saßen alle am Tisch. Dabei wurden Meinungen und Entscheidungen ausgetauscht. Die Großmutter sagte: "Pepe, das macht man nicht." Der Großvater: "Juanito, prima!" Aber das Zusammenleben von drei Generationen verschwand nach und nach, und diese Lücke musste ausgefüllt werden. Vater und Mutter sein wurde immer wichtiger und komplexer. Deswegen haben wir Kurse für die Familie angefangen. Man muss diesen Beruf wie jeden anderen lernen.

Alle diese Veranstaltungen haben Ihnen doch sicher Zeit für Ihre Kinder weggenommen.

Normale Eltern haben nie Zeit zuviel. Aber es stimmt auch, dass jeder Zeit für das hat, was ihn interessiert. Verantwortliche Kinder arbeiten in den Aufgaben ihrer Eltern mit. Man muss lernen, zwei Dinge auf einmal zu tun, und wenn du das schaffst, ein drittes hinzuzufügen.

Sie reisen weiterhin durch die Kontinente und bringen eine Institution voran, die auf die immerwährende Aktualität der Familie vertraut. Werden Sie von jungen Paaren in Europa angenommen? Wie sieht das in anderen Kulturen aus?

Die Familien, die ihre Kinder wirklich lieben, wissen, dass sie sich heutzutage mehr denn je bemühen müssen, um ein gutes Familienleben zu führen. In Japan, Hong Kong... weinen die Kinder um Mitternacht, wie in Europa auch. Schlechte Erziehung gibt es überall, und es wächst der Wunsch, diese zu verbessern. Man muss sich nur die Filme anschauen, um zu sehen, wie sehr die Kinder überbehütet sind..., aber es gibt auch in allen Ländern großartige Familien, die ein großes Interesse an Verbesserungen haben.

Die jungen Ehepaare nehmen mit Feuereifer am Kurs Erste Schritte teil, der sich an Eltern mit Kindern zwischen 0 und 4 Jahren wendet. Sie merken, was sie alles lernen können und möchten gerne ihre Aufgabe mit mehr "beruflicher Kompetenz" angehen.

In seiner Botschaft zum Weltfriedenstag hat sich Benedikt XVI. auf die Familie als "der ersten und unersetzbaren Erzieherin zum Frieden" bezogen. Könnten Sie aufgrund Ihrer Erfahrung diese Aussage des Papstes mit einem Beispiel belegen?

Johannes Paul II. sagte uns, dass «die Rechristianisierung der Welt über die Familie geht». Ich fasse es gerne noch ein bißchen konkreter: sie geht über ein echtes Familienleben, was bedeutet: vernünftige Stundenpläne, eine gute Tages- und Wochenplanung, Pünktlichkeit, Treffen der ganzen Familie, Widmung mit Zeit, Zusammenleben...

Möchten Sie noch etwas zu diesem Interview für die Website des heiligen Josefmaria hinzufügen?

In den Kursen zur Elternbildung, die meine Institution durchführt, gibt es sechs aufeinanderfolgende Kurse, fast wie eine universitäre Laufbahn. Man beginnt mit den Ersten Schritten für Kleinkinder bis 4 Jahren. Die Teilnehmer setzen das Gelernte in die Praxis um und kommen nach ein paar Jahren wieder, um an den Erste Buchstaben teilzunehmen, die für Eltern mit Kindern zwischen 4 und 8 Jahren sind. Und so fort bis zu den Jungen Großeltern. Außerdem wird zwischendurch zu einem günstigen Zeitpunkt der Kurs über Eheliche Liebe eingeschoben.