Ich werde mehr für euch tun können

Sein Leichnam wurde in ein Meßgewand gekleidet und zu Füßen des Altars in der Kirche Unserer Liebe Frau vom Frieden aufgebahrt, der heutigen Prälaturkirche.

17. Mai 1992: Seligsprechung von Josemaría Escrivá und Josefina Bakhita.

Sein Leichnam wurde in ein Meßgewand gekleidet und zu Füßen des Altars in der Kirche Unserer Liebe Frau vom Frieden aufgebahrt, der heutigen Prälaturkirche.

Die Reihe seiner Söhne und Töchter, die bei ihm Totenwache halten wollten, riß nicht ab. Schmerzlich erinnerten sie sich der Worte, die er in den letzten Wochen häufig wiederholt hatte: »Ich bin nicht wichtig. Ich werde im Himmel mehr für euch tun können. Ihr werdet alles besser machen als ich. Ich bin nicht wichtig.«

Die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Rom und in der ganzen Welt. Die Menschen strömten in Scharen zur Villa Tevere. Das Gesicht des heiligen Josefmaria strahlte einen tiefen Frieden aus. Unter den Betenden waren auch viele Kardinäle und Bischöfe.

Das Begräbnis in Rom und die Seelenmessen in aller Welt vereinte das ganze Opus Dei im Schmerz, aber auch in tiefer innerer Freude und in der Bereitschaft zu erneuter Umkehr.

Im Ruf der Heiligkeit

Bereits zu Lebzeiten, schon in den ersten Jahren seines priesterlichen Dienstes hatte er im Ruf der Heiligkeit gestanden. In seiner Nähe spürte man die Gegenwart des Herrn. Sein ganzes Wesen sprach von Gott. Wer ihm begegnete, fühlte sich zum Herrn hingezogen. Selbst bei jenen großen Treffen mit vielen, vielen Menschen gelang es ihm, obwohl aller Augen auf ihn gerichtet waren, dennoch nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, sondern auf Jesus Christus zu verweisen. Wer ihn die heilige Messe feiern sah, war tief ergriffen: »Dieser Priester ist in Gott verliebt!«

Leopoldo Eijo y Garay, der Bischof von Madrid, der den Geist des Opus Dei schon sehr früh gutgeheißen und den heiligen Josefmaria tatkräftig unterstützt hatte, pflegte zu sagen: »Ich hoffe, daß dies meine Referenzen sein werden, wenn ich vor den Richterstuhl Gottes trete.«

Die Menschen, die Josefmaria Escrivá von Anfang an kannten, bezeugten, daß er ein heiligmäßiges Leben geführt habe. Seit er 1946 nach Rom gezogen war, hatten Menschen aus aller Welt ihn besucht, um ihn zu sprechen. Sie waren sich sicher, daß er ein Werkzeug Gottes war. Beeindruckend ist auch, mit welchem Vertrauen sie um sein Gebet in all ihren Anliegen baten und wie zuversichtlich sie waren, wenn er ihnen versprochen hatte, in der Messe an sie zu denken. Bei den wenigen Gelegenheiten, wo dies möglich war, drängten sich die Menschen um ihn, um ihn zu hören, ihm die Hände zu küssen und sich von ihm Kreuze oder Rosenkränze segnen zu lassen, die sie fortan wie Reliquien hüteten.

Dieser Ruf der Heiligkeit war im Laufe der Jahre immer größer geworden, wie auch seine letzten katechetischen Reisen zeigten. Seit seinem Tod breitete sich die Verehrung des Opus-Dei-Gründers in der ganzen Welt aus. Jedes Jahr kamen mehr Menschen zu den Messen, die anläßlich seines Todestages in vielen Städten der Welt gefeiert wurden. Und der Strom der Pilger, die in der Krypta der Prälaturkirche Unsere Liebe Frau vom Frieden in Villa Tevere sein Grab besuchten, riß nicht ab.

Seine Fürsprache im Himmel

Aus allen fünf Kontinenten trafen seit 1975 in Rom Nachrichten über Gnadenerweise Gottes ein, die den Gläubigen auf Josefmarias Fürsprache hin zuteil geworden sind. Es sind Berichte von Menschen, die ein wirkliches Wunder erlebt haben, und von solchen, denen im Kleinen geholfen wurde. Besonders zahlreich sind die Gebetserhörungen in geistlichen Anliegen: Menschen, die sich bekehren oder dem Herrn wieder näherkommen. Josefmaria Escrivá waren solche Gnaden die liebsten.

So prophezeite er beispielsweise zu der Zeit, als Torreciudad noch im Bau war, dem Wallfahrtsort »eine geistliche Gnadenflut (…), die der Herr denen schenken wird, die sich an seine gebenedeite Mutter vor dieser kleinen Statue wenden (…). Deshalb möchte ich, daß es dort viele Beichtstühle gibt, damit die Menschen sich reinigen im heiligen Sakrament der Buße und nach der Erneuerung ihrer Seelen ihr christliches Leben stärken und erneuern, die Arbeit heiligen und lieben lernen und den Frieden und die Freude Jesu Christi in ihre Familien tragen …«

Der Heiligsprechungsprozess

69 Kardinäle, etwa 1300 Bischöfe aus aller Welt, 41 Obere verschiedener Ordenskongregationen, unzählige Priester und Ordensleute, Vertreter von Laienorganisationen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und tausende andere Menschen wandten sich mit der Bitte an den Heiligen Vater, einen Selig- und Heiligsprechungsprozeß für Josefmaria Escrivá zu eröffnen, weil der Kirche daraus viel Gutes erwachsen würde.

Seligsprechung von Josemaría Escrivá: Papst Johannes Paul II. und Bischof Álvaro del Portillo.

Am 19. Februar 1981 eröffnete Kardinal Ugo Poletti mit einem Dekret den Seligsprechungsprozeß. Am 9. April 1990 sprach Papst Johannes Paul II. Josefmaria Escrivá den heroischen Tugendgrad zu. Am 6. Juli 1991 wurde im Beisein des Heiligen Vaters feierlich ein Dekret verlesen, das eine Heilung als Wunder anerkannte, die auf die Fürsprache des Opus-Dei-Gründers geschehen war. Damit waren die Voraussetzungen für die Seligsprechung erfüllt.

Am 17. Mai 1992 füllte eine gewaltige Menschenmenge den Petersplatz, die Piazza Pio XII und einen großen Teil der Via della Conciliazione. An den Loggien des Petersdomes hingen die Portraits von Josefmaria Escrivá und Schwester Josefina Bakhita, die Johannes Paul II. an diesem Tag seligsprach.

Ein weiteres päpstliches Dekret vom 20. Dezember 2001 erkannte eine zweite Heilung als Wunder auf die Fürsprache des seligen Josefmaria an. Damit war der Weg für die Heiligsprechung frei, die Johannes Paul II. auf den sechsten Oktober 2002 festsetzte.