Die Liebe des heiligen Josefmaria zur Eucharistie

Der hl. Josefmaria sprach häufig über die wesentliche Bedeutung der Eucharistie im Leben des Christen. Er charakterisierte dies mit dem klassischen Begriff: „eucharistische Seele“. Gerne machte er öffentlich Akte des Glaubens an die Realpräsenz Christi im allerheiligsten Sakrament, indem er sagte: „Ich glaube, daß du zugegen bist mit deinem Leib, mit deinem Blut, mit deiner Seele und mit deiner Gottheit.“

Bischof Javier Echevarría, Prälat des Opus Dei, erinnert sich an verschiedene Äußerungen und Begebenheiten, die die Liebe des heiligen Josefmaria zu Christus im Tabernakel bezeugen.

Der heilige Josefmaria sprach sehr häufig über die wesentliche Bedeutung der Eucharistie im Leben des Christen. Er charakterisierte dies mit dem klassischen Begriff: "eucharistische Seele". Gerne machte er öffentlich Akte des Glaubens an die Realpräsenz Christi im allerheiligsten Sakrament, indem er sagte: "Ich glaube, daß du zugegen bist mit deinem Leib, mit deinem Blut, mit deiner Seele und mit deiner Gottheit."

Als er in den Vierzigerjahren im Zentrum Diego de León in Madrid endlich ein eigenes Zimmer beziehen konnte, war er sehr froh darüber, daß es direkt neben der Kapelle lag und er ganz in der Nähe des Tabernakels beten und arbeiten konnte. Dies tat er in der Einsamkeit vieler Nächte und während vieler Stunden des Tages. Dieselbe Idee ließ ihn für sein Arbeitszimmer in Rom eine Art Balkon planen, der zur Kapelle hin lag. Da er oft lange dort verweilte, ließ er eine alte Taschenuhr anbringen, damit er nicht vergaß, dem Stundenplan des Zentrums zu folgen.

Wenn er in eine Kirche eintrat, begrüßte er immer zuerst Christus im allerheiligsten Sakrament. Er verharrte einige Augenblicke im Gebet und erneuerte seinen brennenden Wunsch, ihm in allen Tabernakeln der Welt Gesellschaft zu leisten. Ich kann mich an einen bezeichnenden Vorfall in dieser Hinsicht erinnern, der mich sehr bewegt hat: Wir besuchten zusammen die im Umbau befindliche Kathedrale einer bedeutenden Stadt. Dort fragte er den Küster, wo das Allerheiligste sei. Dieser wußte es nicht, da es wegen der Arbeiten jeden Tag an einer anderen Stelle aufbewahrt wurde und am Ende niemand mehr wußte, wo es sich befand. Wir machten uns also auf die Suche und schließlich entdeckte er den Tabernakel dank eines kleinen, kaum sichtbaren Ewigen Lichtes. Er kniete sich auf den Boden und betete. Später sagte er uns, was er in diesem Gebet gesagt hatte: „Herr, ich bin nicht besser als die anderen, aber ich möchte dir sagen, daß ich dich mit der ganzen Kraft meines Herzens liebe. Und ich bitte dich, auf das zu hören, was ich dir sage: Ich liebe dich für alle, die hierher kommen und es nicht zu dir sagen; und für alle, die kommen und es nicht zu dir sagen werden.“ Und er fügte hinzu: „Würdet ihr nicht ebenso handeln, wenn euren Eltern, so verdient sie sich gemacht haben, für ihren großzügigen Einsatz niemand danken würde? Gott schulden wir noch viel mehr. Er, der die Fülle des Glücks und der Schönheit, der das wahre Leben ist, er ist für jeden da, um uns alle an seinem Leben teilhaben zu lassen. Es ist nur gerecht, ihm dankbar zu sein.“

Wenn er ein paar freie Augenblicke fand, ging er zur Kapelle, auch wenn er Treppen steigen mußte. Er machte eine Kniebeuge und sprach dabei ein Stoßgebet, eine geistig Kommunion oder einen Akt der Anbetung. Er hatte keine Scheu, jederzeit den Rat zu geben: „Wann immer du kannst, geh und leiste Christus im Tabernakel Gesellschaft, selbst wenn es nur für wenige Sekunden ist. Sage ihm von ganzem Herzen, daß du ihn liebst, daß du ihn mehr lieben möchtest, und daß du ihn stellvertretend für alle Menschen liebst, auch für jene, die behaupten, ihn nicht zu lieben.“

Der Gründer des Opus Dei schlug einmal nach einem Mittagessen seinen Gästen mit der ihm eigenen Natürlichkeit vor: Kommen Sie, wir statten dem Herrn einen Besuch ab. Es handelte sich um gute Christen, fromme Leute, aber sie verstanden nicht recht, was er damit sagen wollte, denn er sprach, als denke er an eine hochgestellte Persönlichkeit. Wen konnten sie wohl als Herrn des Hauses begrüßen, wenn er selbst es doch war? Als sie dann die Kapelle betraten, wurde ihnen klar, was er gemeint hatte. Uns beiden, Msgr. Alvaro del Portillo und mir, sagte er zu wiederholten Malen: „Geht nicht am Allerheiligsten vorbei, ohne ihm zu sagen, daß ihr ihn aus ganzer Seele liebt, daß ihr ihn im Herzen bewahren wollt, daß ihr dankbar seid für seine tröstende Gegenwart im Tabernakel, und daß er uns mit seiner Allmacht und Stärke helfen möge.“ Danach pflegte er noch hinzuzufügen: „Ich mache es jedenfalls so.“ Am 26. Februar 1970 bat er uns mit dieser Leidenschaft für Christus im allerheiligsten Altarssakrament, die ihn verzehrte: „Schließt euch meinem beständigen Gebet an. Ich bete Tag und Nacht. Verbindet euch mit meiner Messe. Macht viele Akte des Glaubens an die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie; und viele Akte der Liebe und der Wiedergutmachung. Sagt ihm, daß ihr ihn aus ganzem Herzen liebt und nicht wollt, daß er euretwegen leidet, daß ihr beständig Sühne leisten möchtet.“

Den Priestern empfahl er, oft beim Herrn in der Eucharistie zu verweilen. In allen wollte er die liebevolle Verehrung der Eucharistie wachsen sehen. Sie sollten es nicht tun, „damit die Gläubigen eurer Pfarrei es sehen, aber es soll euchauch nichts ausmachen, wenn sie es bemerken. Wenn ihr immer mit Christus verbunden seid und die Leute um eure Liebe wissen, dann werden sie nach dem Grund fragen; und dann habt ihr die Gelegenheit, von der Verliebtheit zu sprechen, die euer Leben ausfüllt.“

Beständig wiederholte er: „Ich danke dir, mein Gott, denn schon in meiner Jugend hast du mich das Wunder deiner Liebe in diesem Geheinmnis der Eucharistie ahnen lassen.“ 1973 gab er seinen Töchtern und Söhnen wertvolle Anregungen, damit ihre Liebe zu Christus in der Eucharistie zunehme: „Gott hat uns die Fähigkeit geschenkt, ihn gern zu haben, ihn anzuschauen, ihn zu lieben. Und wie? Indem ihr mit Einsatz und Feingefühl den Tagesplan erfüllt. Aber Vater, werdet ihr mich fragen, wie können wir mehr Umgang mit ihm haben? Versucht, ihm ganz nahe zu sein, denn wir gehören ja zu seiner Familie. Sucht ihn da auf, wo er ist, im Tabernakel und in eurer Seele. Und sagt ihm, daß ihr in ihm, in seiner Stärke, ausruht.“

Diese Worte aus den letzten Jahren seines Lebens setzen fort, was er immer gelebt und gepredigt hatte. Zum Beispiel drängte er uns 1958: „Wir müssen uns selbst und die anderen immer wieder davon überzeugen, den Herrn nicht allein zu lassen in diesem Gefängnis des Tabernakels, in diesem Gefängnis der Liebe, wo er für dich und für mich verborgen und wehrlos in der Hostie bleiben wollte.“ Und 1962 vertraute er uns an: „Seit langer Zeit schon danke ich auch den Engeln, wenn ich vor dem Tabernakel die Kniebeuge mache und den Herrn anbete. Sie machen Gott unaufhörlich den Hof. Den Hof machen, das bedeutet, einem Menschen, in den man verliebt ist, diese Liebe auf viele Arten zu zeigen. So drückt man gängigerweise aus, daß ein Mann eine Frau liebt.“

Am 10. Juni 1971, dem Fronleichnamsfest, sagte er zu uns: „Heute denke ich mit besonderer Freude daran, daß die Engel dem Herrn im Sakrament Gesellschaft leisten. Ich danke ihnen dafür, daß dies, nicht nur an den Festen zu Ehren des Allerheiligsten Altarssakraments, sondern in allen Tabernakeln und an allen Tagen so ist. Das halte ich eigentlich immer so, aber heute lebe ich dadurch noch mehr in der Gegenwart Gottes.“

Und im Laufe des Tages fügte er noch hinzu: „Während ich heute morgen die heilige Messe feierte, habe ich Christus innerlich gesagt: heute begleite ich dich mit den Prozessionen auf der ganzen Welt, in allen Tabernakeln, wo du verehrt wirst und auch überall dort, wo du zugegen bist und man dich nicht nicht verehrt.“

In den letzten Jahren ließ seine Verehrung der Eucharistie in ihm auch den Wunsch nach Sühne wachsen. Er hatte ein großes Verlangen, in der Gegenwart des eucharistischen Jesus zu verweilen, um ihn anzubeten, bei ihm zu sein und – so fügte er in seiner Demut hinzu – „um Wiedergutmachung zu leisten für meine eigenen Schwächen und für die der ganzen Menschheit, um ihn nicht allein zu lassen, denn das ist er ist an vielen Orten, weil wir Menschen ihm nicht Gesellschaft leisten, wie wir es tun sollten.“

Auch 1960 sprach er über das Geheimnis der Eucharistie: „Er ist der „große Einsame“, denn die Leute lassen ihn allein. Sie verstehen nichts von Liebe, von Verständnis und Hingabe. Und wie sollten sie auch etwas davon verstehen, da sie sich weigern, zur Quelle zu gehen. Ich bitte Gott für alle Menschen, für meine Töchter und Söhne und für mich, er möge uns lehren, mit Christus in der Eucharistie häufig Umgang zu haben. Geht immer wieder zu ihm, voll Glauben und voller Feingefühl. Unsere persönlichen Erbärmlichkeiten haben keine Bedeutung, wenn wir im Stand der Gnade sind. Ja, im Bewußtsein unserer Schwachheit werden wir sogar stärker das Bedürfnis nach ihm verspüren, die Notwendigkeit, Gott in unser Leben zu lassen. Seit ein paar Tagen trägt meine Anbetung der Eucharistie den Charakter der Sühne und der Bitte, ich möge ihn nicht allein lassen: peto quod petivit latro poenitens [wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir]. Ich weiß, wie schwach ich bin und vertraue daher einzig und allein auf die Kraft Gottes, der niemals denjenigen ohne Hilfe läßt, der vertrauensvoll und demütig zu ihm seine Zuflucht nimmt.“

Und er fügte hinzu: „Wir Priester müssen beständig – mit ganzer Liebe und Hingabe – unser Priestertum dem Herrn im Tabernakel zu Füßen legen und unser ganzes Leben in ein geistliches Wirken verwandeln; unsere Arbeit muß aber auch wie die der anderen Menschen eine Gabe an Gott sein. Ich möchte damit sagen, daß unsere operatio Dei eine Messe ist, die um 12 Uhr nachts beginnt und 24 Stunden später endet.“

Der heilige Josemaría betete und sang häufig den Hymnus Adoro te devote. Auch seinen Kindern riet er, ihn jeden Donnerstag zu beten und zu betrachten. Das sollte ihren eigenen Glauben an die Eucharistie stärken, und dabei sollten sie Christus bitten, die Frömmigkeit aller Christen zu vermehren.

Die Ausdrucksformen seines Glaubens hatten bei ihm so tiefe Wurzeln geschlagen, daß ihm auf seinen Reisen oder bei Spaziergängen durch die Stadt ein Vers dieses Hymnus auf die Lippen kam, wenn er einen Kirchturm erblickte, so daß er sogar eine Unterhaltung unterbrach. So förderte er auch bei seinen Begleitern die Verehrung der Eucharistie. Aus der Tiefe seiner Seele stieg häufig noch ein anderes Stoßgebet empor: „Jesus, der du so viele Seelen geheilt hast, mach, daß ich dich in der heiligen Hostie als göttlichen Arzt erkenne.“

Ich habe miterlebt, wie er Menschen aller sozialen Schichten ermutigte, gut vorbereitet zu kommunizieren, ohne deshalb skrupulös zu werden. Immer wies er klar und deutlich auf die notwendigen Bedingungen eines würdigen Empfangs der Kommunion hin: „Kommuniziert nicht, wenn ihr auch nur den leisesten begründeten Zweifel habt, Gott möglicherweise beleidigt zu haben. Laßt euch keinesfalls von Skrupeln beunruhigen, aber empfangt Christus auch nicht, wenn ihr diesen Zweifel hegt.“