Apostolisches Breve zur Seligsprechung

Die Botschaft des ehrwürdigen Dieners Gottes Josefmaria Escrivá verdeutlicht in wunderbarer Harmonie die universale Reichweite des Heilsgeheimnisses der Kirche.

APOSTOLISCHES BREVE

zur Seligsprechung des ehrwürdigen Dieners Gottes

Josemaría Escrivá de Balaguer

Priester

Gründer des Opus Dei

JOHANNES PAUL II.

Zum immerwährenden Gedenken

Die Kirche, gesandt um das Reich Christi in allen Völkern zu begründen (vgl. II. Vatikanum, Dogmat. Konstitution Lumen Gentium, Nr. 5), ist "das allumfassende Sakrament des Heiles, welches das Geheimnis der Liebe Gottes zu den Menschen zugleich offenbart und verwirklicht" (II. Vatikan. Konzil, Pastorale Konstitution Gaudium et Spes, Nr. 45).

Die Botschaft des ehrwürdigen Dieners Gottes Josefmaria Escriva verdeutlicht in wunderbarer Harmonie die universale Reichweite dieses Heilsgeheimnisses. "Jeden einzelnen ruft der Herr zur Heiligkeit, jeden einzelnen bittet Er um Liebe: Junge und Alte, Ledige und Verheiratete, Gesunde und Kranke, Gebildete und Ungebildete, gleichgültig, wo sie arbeiten und leben" (Freunde Gottes, Nr. 294). Mit der Verkündigung der Radikalität der christlichen Berufung aus der Taufgnade, erschloß er neue Wege, auf denen der christliche Glaube besser in die Gesellschaft eindringen kann. Er erinnerte nämlich daran, daß die universale Berufung zur Fülle der Gemeinschaft mit Christus zugleich dazu führt, in allem menschlichen Tun Gott begegnen zu können.

Die Arbeit spielt also eine zentrale Rolle in der Heilsökonomie, zu der ja Heiligung und Apostolat gehören. Die besondere Verbindung zwischen der Dynamik der göttlichen Gnade und der Dynamik des menschlichen Tuns bewirkt - solange der übernatürlichen Verbindung mit Christus der Vorrang gegeben wird -, daß die Gläubigen sich stärker für die Durchdringung der weltlichen Angelegenheiten mit christlichem Geist einsetzen. Der ehrwürdige Diener Gottes Josefmaria Escriva Iegte die ganze erlösende Kraft des Glaubens dar, sowohl im Hinblick auf die einzelne Person, als auch in seiner Wirkung auf die Strukturen der Gesellschaft, in die ja der Mensch seine Vorstellungen von Leben und Glück einbringt.

Der Gründer des Opus Dei erkannte die ungeheure apostolische Kraft, die im Bemühen um die Heiligung der Arbeit und des Alltäglichen im Zusammenleben der Gläubigen liegt. Daher drängte er unermüdlich darauf, Gebet, Arbeit und apostolisches Bemühen zu einer harmonischen "Einheit des Lebens" zu verbinden. "Es gibt nur ein einziges Leben, welches aus Fleisch und Geist besteht, und dieses einzige Leben muß an Leib und Seele geheiligt und von Gott erfüllt werden (...). Es tut unserer Zeit not, der Materie und den ganz gewöhnlich erscheinenden Situationen ihren edlen, ursprünglichen Sinn zurückzugeben, sie in den Dienst des Reiches Gottes zu stellen" (Gespräche, Nr. 114).

Der ehrwürdige Diener Gottes Josefmaria Escriva wurde am 9. Januar 1902 in Barbastro in Spanien geboren, am 28. März 1925 empfing er die Priesterweihe, und am 2. Oktober 1928 gründete er in Madrid das Opus Dei; am 14. Februar 1930 erkannte er, daß er sein apostolisches Wirken auch auf Frauen ausdehnen sollte. Getreu seinem Auftrag, half er Priestern und Laien, Männern und Frauen jedweden Standes, in der Erfüllung ihrer Alltagspflichten ihre Teilnahme an der Sendung der Kirche zu sehen und Gott ganz in den alltäglichen Gegebenheiten des Lebens zu dienen. "Die göttlichen Wege auf Erden haben sich aufgetan", verkündigte er (Christus begegnen, Nr. 21 ). Er beschrieb nicht nur die apostolischen Früchte, die aus dem Bemühen um diese besondere Art der Evangelisierung hervorgehen, sondern er brachte sie selbst hervor und machte deutlich, daß dieses Vorgehen zum Wesen der Kirche selbst gehört.

Nach einem arbeitsreichen und ganz diesem tatkräftigen Dienst an der Kirche gewidmeten Leben und zuinnerst geprägt von der Erfahrung des Kreuzes, das er in inniger Verbundenheit mit der Gottesmutter Maria trug, gab der ehrwürdige Diener Gottes am 26. Juni 1975 in Rom seine Seele in die Hand des Schöpfers zurück. Als Meister des inneren Lebens erreichte er den Gipfel der Kontemplation durch beständiges Gebet und kontinuierliche Abtötung, durch beharrliche Arbeit und einzigartige Fügsamkeit gegenüber den Eingebungen des Heiligen Geistes und vermochte so der Kirche "zu dienen, wie sie selbst möchte, daß man ihr dient."

Schon zu Lebzeiten stand er weithin im Rufe der Heiligkeit, der nach seinem Tode ständig zunahm. Im Jahre 1981 eröffnete Kardinal Ugo Poletti, der Generalvikar der Diözese Rom, den Seligsprechungsprozeß des Dieners Gottes. Nach Abschluß der zwei Prozesse in Rom und in Madrid, in denen sein Leben und seine Tugenden untersucht wurden, wurde über den heroischen Grad seiner Tugenden entschieden. Das entsprechende Dekret trägt das Datum vom 9. April 1990.

Unter mehreren Wundern, die der Fürsprache des Dieners Gottes zugeschrieben werden, wurde das der wunderbaren Heilung einer Ordensschwester ausgewählt, das sich 1976 ereignet hat und das 1982 gerichtlich untersucht wurde. Nach vorschriftsmäßiger Prüfung wurde sie mit dem Dekret "super miro" vom 6. Juli 1991 öffentlich als Wunder anerkannt.

So legen wir nun fest, daß die Seligsprechung am 17. Mai 1992 stattfinden soll.

Heute haben wir schließlich auf dem Petersplatz in Rom innerhalb einer feierlichen Zeremonie folgendes verkündet.

Entsprechend dem Wunsch unserer Brüder Camillo Ruini, unserem Generalvikar für Rom, und Pietro Giacomo Nonis, Bischof von Vicenza, wie auch zahlreicher anderer Mitbrüder im Bischofsamt und einer Fülle von Gläubigen, und nach Anhörung der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, verkünden wir kraft unseres apostolischen Amtes, daß die ehrwürdigen Diener Gottes Josefmaria Escriva, Priester und Gründer des Opus Dei, und Giuseppina Bakhita, Jungfrau, Tochter der Nächstenliebe, Canossianerin, von nun an Selige genannt werden sollen und daß an den Orten und in der Form, wie es das Recht vorschreibt, jährlich ihr Fest am Tag ihres Heimganges in den Himmel gefeiert werden kann, und zwar Josemaría Escriva de Balaguer am 26. Juni und Giuseppina Bakhita am 8. Februar.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Alles, was wir in diesem Schreiben bestimmen, soll von jetzt an für immer gültig sein, unbeschadet gegenteiliger Einwände.

Gegeben zu Rom, bei St. Peter, und besiegelt mit dem Ring des Fischers am 17. Mai 1992, im 14. Jahre unseres Pontifikates.

Kardinal Angelo Sodano, Staatssekretär

L.+S.

Archiv des Staatssekretariates Nr. 304722