Oktober 2006: 75 Jahre Armenbesuche mit jungen Leuten

Aus den ‘'Aufzeichnungen’ des hl. Josefmaria von 1931: "Gestern mußte ich meine Stelle am Stift und damit die Betreuung der Kranken aufgeben; aber mein Jesus will nicht, daß ich ihn verlasse und er ließ mich erneut erfahren, daß er an ein Krankenbett gefesselt ist..."

Bischof Javier Echevarría spricht über den Einsatz des heiligen Josefmaria für die Armen und Kranken in den Anfängen des Opus Dei.

In diesem Monat ist es fünfundsiebzig Jahre her, daß der heilige Josefmaria anfing, die Armen und Kranken in Begleitung der ersten jungen Leute zu besuchen, die in Kontakt mit seiner priesterlichen Arbeit kamen. Persönlich hatte er sich schon mehrere Jahre zuvor als Kaplan des Krankenstifts dieser Arbeit gewidmet, mit der er außerdem die festen Fundamente des Werkes legte. Aber im Oktober 1931, als er seinen Dienst in diesem Wohltätigkeitsinstitut aufgab, um sich der Betreuung der Kirche und des Stifts von Santa Isabel zu widmen, fehlte ihm der intensive Umgang mit den Bedürftigen und Kranken, den er in den vorausgehenden Jahren gehabt hatte. Er spricht darüber in einer der Anmerkungen seiner Persönlichen Aufzeichnungen, als er den Wechsel seiner pastoralen Tätigkeit erwähnt: Gestern mußte ich meine Stelle am Stift und damit die Betreuung der Kranken aufgeben; aber mein Jesus will nicht, daß ich ihn verlasse und er ließ mich erneut erfahren, daß er an ein Krankenbett gefesselt ist...(1)

Dieser Eifer, allen Menschen zu dienen, war bereits Teil seines Lebens. Schon kurz nach seiner Priesterweihe organisierte er in Saragossa Katechesen und materielle Hilfsprojekte für bedürftige Familien. Zu diesem Zweck ging er zusammen mit Studenten in die Außenbezirke der Stadt; nicht wenige von ihnen gliederten sich später in das Opus Dei ein – eine Folge des apostolischen Dranges jenes jungen Priesters.

Sobald er am Königlichen Stift von Santa Isabel zu arbeiten begann, suchte er nach einer geeigneten Form, sich diesem Apostolat erneut zu widmen, in dem, wie er an anderer Stelle schrieb, der Herr mich mein priesterliches Herz hat entdecken lassen(2). Er erfuhr von der Existenz einer karitativen Vereinigung, die sich aus Priestern und Laien zusammensetzte, und die das Ziel hatte, sich um die Kranken des Allgemeinen Krankenhauses zu sorgen, das in der Nähe der Kirche von Santa Isabel lag. Zu dieser Institution nahm er Kontakt auf und legte am 8. November 1931 formell seine Art der Mitarbeit fest. An jedem Sonntag nachmittag kam er zum Krankenhaus, um den Kranken in dem, was nötig war, beizustehen. Dort lernte er einige der Ersten kennen, die später im Werk ihren Weg als Gläubige der Kirche entdeckten.

Ich spreche ausführlicher über diese Dinge, weil nichts, was sich auf den heiligen Josefmaria bezieht, für die Gläubigen der Prälatur bedeutungslos ist. Jede und jeder von uns muß den Geist des Werkes, der selbst die unscheinbarsten Umstände seines Lebens treu widerspiegelt, ehrfürchtig aufnehmen, bewahren und an die kommenden Generationen weitergeben.

Sind wir Männer und Frauen, die die Nächstenliebe leben? Wie beten wir für die bedürftigen Menschen in der ganzen Welt? Opfern wir alle je nach unseren Möglichkeiten Abtötungen und eine konkrete Loslösung auf, um jenen Geschwistern zu helfen?

1 Hl. Josefmaria, Persönliche Aufzeichnungen, Nr. 360 (29.10.1931)

2 Ebd. Nr. 731

Aus dem Brief des Prälaten an die Mitglieder des Werkes, Oktober 2006