4. schmerzreiches Geheimnis. Die Kreuztragung

"Da lieferte er ihnen Jesus aus, damit er gekreuzigt würde. Sie übernahmen Jesus. Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt."

Johannesevangelium

"Daraufhin wollte Pilatus ihn freilassen, aber die Juden schrien: Wenn du ihn freiläßt, bist du kein Freund des Kaisers; jeder, der sich als König ausgibt, lehnt sich gegen den Kaiser auf. Auf diese Worte hin ließ Pilatus Jesus herausführen, und er setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platz, der Lithostrotos, auf hebräisch Gabbatha, heißt. Es war am Rüsttag des Paschafestes, ungefähr um die sechste Stunde. Pilatus sagte zu den Juden: Da ist euer König! Sie aber schrien: Weg mit ihn, kreuzige ihn! Pilatus aber sagte zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser. Da lieferte er ihnen Jesus aus, damit er gekreuzigt würde. Sie übernahmen Jesus. Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt."

Joh 19, 12-17

Texte des heiligen Josefmaria

Mit seinem Kreuz auf den Schultern geht Er hinaus nach KaIvaria, dem Ort, der auf hebräisch GoIgotha heißt (Joh 19,17). Und sie halten einen gewissen Simon von Cyrene an, der gerade vom Feld kommt, und laden ihm das Kreuz auf, daß er es Jesus nachtrage (Lk 23,26).

Jetzt erfüllte sich das Wort des Isaias »cum sceleratis reputatus est« – Er wurde unter die Missetäter gezählt (Jes 52,12); denn mit Ihm führten sie noch zwei andere, die Verbrecher waren, zur Hinrichtung (Lk 23,32).

Wenn einer mir nachfolgen will... Mein Kind und Freund, wir sind traurig beim Durchleben des Leidens unseres Herrn. – Sieh, mit welcher Liebe Er das Kreuz umfängt. – Lerne von Ihm. – Jesus trägt das Kreuz für dich – du, trage es für Jesus.

Aber schleife dein Kreuz nicht hinter dir her... Nimm es fest auf deine Schultern, weil dein Kreuz, wenn du es so trägst, nicht mehr irgendein Kreuz sein wird... sondern das Heilige Kreuz. Werde nicht mutlos unter dem Kreuz. Resignation ist ein wenig großzügiges Wort. Liebe das Kreuz. Wenn du es wirklich liebst, wird dein Kreuz... ein Kreuz ohne Kreuz sein.

Und ganz sicher wirst du wie Er Maria auf dem Weg begegnen.

Der Rosenkranz

Opfer, Opfer! - Ja, gewiß, Christus folgen heißt, das Kreuz tragen... Er selbst hat es gesagt. Trotzdem höre ich es nicht gern, wenn Menschen, die den Herrn lieben, zuviel von Kreuz und von Verzicht reden; denn wer liebt, bringt mit Freude Opfer - auch wenn sie schwerfallen. Denn das Kreuz ist ja das Heilige Kreuz.

Die Seele, die so zu lieben und sich hinzugeben fähig ist, erfährt Glück und Frieden in überreichem Maß. Warum also immer wieder, gleichsam Trost heischend, von »Opfer« sprechen, wenn doch das Kreuz Christi dein Leben ist und dich glücklich macht?

Die Spur des Sämanns, 249

Jesus ist erschöpft. Nur mühsam schleppt Er sich noch weiter. Die Soldaten wollen zu Ende kommen. So greifen sie, als sie die Stadt durch die Richterpforte verlassen, einen Mann auf, der vom Felde kommt, Simon von Cyrene, den Vater des Alexander und des Rufus. Sie zwingen ihn, das Kreuz Jesu zu tragen (vgl. Mk 15,21).

Auf das Ganze der Passion gesehen, bedeutet diese Hilfeleistung nur sehr wenig. Aber Jesus genügt ein Lächeln, ein Wort, ein Zeichen, eine Spur Liebe, um die Fülle seiner Gnade über die Seele des Freundes auszugießen. Jahre später werden die Söhne des Simon Christen sein, bekannt und angesehen bei ihren Brüdern im Glauben.

Alles begann durch eine unerwartete Begegnung mit dem Kreuz.

Ich war zu erfragen für die, die nicht nach mir fragten. Ich war zu finden für die, die nicht nach mir suchten (Is 65,1).

Manchmal ragt plötzlich das Kreuz vor uns auf, ohne daß wir es gesucht haben: es ist Christus, der nach uns fragt. Wohl mag sich das Herz gegen dieses Kreuz sträuben, das uns – weil wir nicht mit ihm rechneten – vielleicht um so dunkler erscheint... Versuche nicht, dein Herz zu trösten. Wenn es aber darauf besteht, dann sage ihm langsam und mitfühlend, wie in einer vertraulichen Zwiesprache: Herz, du Herz am Kreuz! Du Herz am Kreuz!

Der Kreuzweg, 5. Station

Jesus hat sich selbst hingegeben, Er wurde zu einem Sühnopfer aus Liebe. Und du, sein Jünger; du, zu einem Sohn Gottes auserwählt; du, um den Preis des Kreuzes erkauft - auch du mußt bereit sein, dich zu opfern. Deshalb darf unser Verhalten, einerlei in welcher konkreten Situation, niemals egoistisch, lahm, spießbürgerlich, leichtsinnig... oder blöde - entschuldige die etwas derbe Aufrichtigkeit - sein. „Wenn du nur die Wertschätzung der Menschen erstrebst und nur den Wunsch hast, beliebt und angesehen zu sein, dann bist du vom Wege abgekommen (...) Allein, die den rauhen, steilen und schmalen Weg der Drangsale gehen, werden in die Stadt der Heiligen eintreten und sich dort ausruhen und mit dem König in alle Ewigkeit herrschen.“

Du mußt dich aus freien Stücken für das Tragen des Kreuzes entscheiden. Sonst legst du nur ein Lippenbekenntnis zu Christus ab, das du mit deinen Taten Lügen strafst; so wirst du niemals mit dem Meister zu einem vertrauten Umgang voll wahrer Liebe gelangen. Wir Christen sollten uns ein für allemal vor Augen halten: wir sind Christus nicht nah, wenn wir es nicht fertigbringen, auf dieses ganze Knäuel unserer Launen, unserer Eitelkeit, unseres Wohlergehens, unserer Interessen spontan zu verzichten. Kein einziger Tag darf vergehen, den wir nicht mit der Gnade und dem Salz der Abtötung gewürzt hätten. Doch gib nicht der Vorstellung in dir Raum, du wärest dann zu einem glücklosen Dasein verurteilt; denn dein Glück wird recht armselig sein, wenn du nicht Selbstüberwindung lernst und dich von deinen Leidenschaften und Launen tyrannisieren läßt, statt aufrecht das Kreuz zu tragen.

Freunde Gottes, 129

Das Kreuz lieben heißt sich gerne um der Liebe Christi willen abplagen, auch wenn es schwerfällt und gerade weil es schwerfällt... Du weißt aus Erfahrung, daß dies sich miteinander vereinbaren läßt.

Im Feuer der Schmiede, 519