3. schmerzreiches Geheimnis. Die Dornenkrönung

"Darauf ließ Pilatus Jesus geißeln. Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und legten einen purpurroten Mantel um."

Johannesevangelium

"Darauf ließ Pilatus Jesus geißeln. Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und legten einen purpurroten Mantel um. Sie stellten sich von ihn hin und sagten: Heil dir, König der Juden! Und sie schlugen ihm ins Gesicht."

Joh 19, 1-3

Texte des heiligen Josefmaria

Die Leidenssehnsucht unseres Königs ist erfüllt.

Sie führen meinen Herrn in das Innere des Palastes, und dort rufen sie die ganze Kohorte zusammen (Mk 15,16). Die brutalen Soldaten haben seinen ganz reinen Leib entblößt. – Mit einem Purpurfetzen, alt und schmutzig, bekleiden sie Jesus. Ein Rohr als Zepter in seiner Rechten...

Die Dornenkrone, ins Blut getrieben, macht Ihn zum König des Hohns... »Ave Rex Iudaeorum!« – Sei gegrüßt, König der Juden (Mk 15,18). Mit Schlägen verwunden sie sein Haupt. Und sie ohrfeigen Ihn und spucken Ihn an.

Mit Dornen gekrönt und mit Lumpen aus Purpur bekleidet wird Jesus den Juden vorgeführt: »Ecce homo!« Seht, welch ein Mensch! Die Hohenpriester und die Diener beginnen von neuem zu schreien: Kreuzige Ihn! Kreuzige Ihn! (Joh 19,5-6)

Haben wir, du und ich, Ihn nicht aufs neue mit Dornen gekrönt, Ihn geohrfeigt und Ihn angespuckt?

Nie wieder, Jesus, nie wieder... Und ein fester und klarer Vorsatz beschließt diese zehn Gegrüßet-seist-du-Maria.

Der Rosenkranz

Der Herr ist uns, seinen Geschöpfen, so nahe gekommen, daß wir alle im Herzen die Sehnsucht nach Höhe und Weite tragen, daß wir nach kühnem Flug, nach Werken voller Güte verlangen. Wenn ich jetzt in dir diese Sehnsucht neu zu entfachen versuche, dann deshalb, damit dir klar wird, welche Sicherheit der Herr in deine Seele hineingelegt hat: Wenn du Ihn wirken läßt, wirst du da, wo du bist, ein nützliches Werkzeug von ungeahnter Wirksamkeit sein. Dazu ist es aber nötig, daß du dieses in dich gesetzte Vertrauen nicht feige verspielst; sei darum nicht so anmaßend-naiv, daß du die Schwierigkeiten deines christlichen Weges für gering hältst.

Nichts soll uns wundern. Als Folge unserer gefallenen Natur tragen wir in uns in ein Prinzip der Opposition, des Widerstandes gegen die göttliche Gnade: die Wunden der Ursünde, die durch unsere persönlichen Sünden noch tiefer werden. Deshalb müssen all unsere täglichen Anstrengungen voranzuschreiten, unsere ganze praktische Arbeit, tagaus, tagein, die das Göttliche wie das Menschliche widerspiegelt, immer in die Liebe Gottes einmünden; doch gelingt das nur, wenn wir sie in Demut, mit einem zerknirschten Herzen, im Vertrauen auf die göttliche Hilfe und - als hinge alles von uns allein ab - auch unter Aufbietung aller Kräfte tun.

Solange der Kampf andauert - und das wird er, bis der Tod kommt -, mußt du mit der Möglichkeit rechnen, daß der Feind von innen und von außen anstürmen wird; und damit noch nicht genug: daß die Erinnerung an frühere, vielleicht zahlreiche Fehler dich lähmen kann. Aber im Namen Gottes sage ich dir: Gib die Hoffnung nicht auf. Solltest du einmal in eine solche Situation geraten - sie kommt nicht bei jedem vor und sie ist auch kein bleibender Zustand -, dann verwandle sie in einen weiteren Anlaß, dich noch so inniger mit dem Herrn zu vereinigen; denn Er, der dich als seinen Sohn erwählt hat, wird dich nicht verlassen. Er läßt die Prüfung zu, damit du Ihn mehr liebst und deutlicher entdeckst, daß seine Liebe dich ständig beschützt.

Ich wiederhole: Verliere nicht den Mut, denn Christus, der uns am Kreuz verziehen hat, schenkt uns weiterhin seine Vergebung im Sakrament der Buße, und immer haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, und nicht nur für unsere, sondern auch für die der ganzen Welt, damit wir den Sieg erringen.

Vorwärts, was immer auch geschieht! Ergreife fest die Hand des Herrn und bedenke, daß Gott keine Schlachten verliert. Wenn du dich einmal von Ihm entfernst, dann kehre demütig um, und das heißt: beginnen und immer wieder beginnen, täglich oder sogar oftmals am Tag wie der verlorene Sohn zurückkommen und das reuige Herz in dem Wunder der Liebe Gottes - nicht anderes ist ja die Beichte - aufrichten. Durch dieses wunderbare Sakrament reinigt der Herr deine Seele und erfüllt dich mit Freude und Kraft, damit du im Kampf nicht müde wirst und immer wieder zu Gott heimkehrst, mag dir auch alles finster erscheinen. Außerdem beschützt dich die Mutter Gottes, die auch unsere Mutter ist; ihre mütterliche Sorge gibt deinen Schritten Halt.

Freunde Gottes, 214

Hast du dann und wann, bei dieser oder jener Kleinigkeit, deinen Neigungen und Launen zu widerstehen versucht?

Sieh, der dich darum bittet - Er ist für dich ans Kreuz geschlagen, Er leidet unsagbar an Leib und Seele, Er trägt eine Dornenkrone um deinetwillen.

Die Spur des Sämanns, 989

Dann ist es Zeit, deine himmlische Mutter anzuflehen, damit sie dich in ihre Arme nimmt und den barmherzigen Blick ihres Sohnes auf dich lenkt. Gib dir sofort Mühe, konkrete Vorsätze zu fassen: Merze endlich, auch wenn es wehtut, diese oder jene Kleinigkeit aus. Du kennst sie, Gott kennt sie. Hochmut, Sinnlichkeit und der Mangel an übernatürlicher Sicht werden sich verbünden und dir zuflüstern: Aber das ist doch nicht der Rede wert! So eine Lappalie! Lasse dich auf einen Dialog mit der Versuchung nicht ein und antworte: Auch hierin, auch in dieser göttlichen Forderung will ich mich hingeben! Wie recht hast du, wenn du so denkst: denn die Liebe zeigt sich ganz besonders in den Kleinigkeiten. Für gewöhnlich sind die härtesten Opfer, die der Herr von uns erbittet, nur ganz winzige Opfer, aber von einer Regelmäßigkeit und einer Bedeutung wie das Schlagen des Herzens.

Wie viele Mütter hast du kennengelernt, die heldenhafte und außergewöhnliche Taten vollbracht haben? Sicherlich sehr wenige. Und doch wissen wir, du und ich, von vielen Müttern, die heroisch, wirklich heroisch sind, auch wenn sie niemals als solche spektakulär in Erscheinung treten. Sie werden niemals Schlagzeilen machen - wie man so sagt -, aber sie opfern sich immer wieder auf, sie stellen freudig ihre Wünsche und Neigungen zurück, sie verschenken ihre Zeit oder verzichten auf Selbstbehauptung und auf mögliche Erfolge, damit ihre Kinder glücklich sind.

Freunde Gottes, 134

Stell dir das Leiden unseres Herrn Jesus Christus vor Augen, durchlebe es! Halte deine Schulter hin, oftmals am Tage, wenn Er gegeißelt wird; biete dein Haupt dar, wenn Er mit Dornen gekrönt wird.

In meiner Heimat heißt es: »Liebe vergilt man mit Liebe.«

Im Feuer der Schmiede, 442